Sonntag, 9. November 2014

Ostende 1936, Sommer der Freundschaft - Volker Weidermann (Rezension)

Den letzten Sommer leben, wie es nur die Ausweglosen können.
  • Autor: Volker Weidermann
  • Erschienen: 08.03.2014
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Seitenanzahl: 160 (gebunden)
  • Preis: 17,99 Euro
  • ISBN: 978-3-462-04600-7



Über den Autor

Volker Weidermann (*1969) ist studierter Politikwissenschaftler und Germanist und arbeitet als Literaturredakteur und Feuilletonchef bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
"Ostende 1936" gingen bereits drei Bücher hervor, darunter auch eine Biographie über Max Frisch.



Inhalt

Als die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht erlangen, erlebt die Deutsche Kultur einen dunkles Zeitalter. Für jüdische, ausländische oder kritische Musiker, Künstler und Schriftsteller war oft die Flucht aus Deutschland der letzte Ausweg. Ihre Werke wurden von den Nazis als "entartet" verachtet und verboten.
Das belgische Badeörtchen "Ostende" bot im Jahr 1936 die letzte Zufluchtsstätte für die berühmten und gefeierten Autoren Stephan Zweig und Joseph Roth. Sie wissen, um sie herum wird Europa immer enger, die Nazis machen es ihnen unmöglich ihre Werke zu veröffentlichen und zu verbreiten. In diesem Sommer lassen sie ihre Probleme hinter sich, mit anderen Autoren dieser ausweglosen Lage feiern sie ihr Leben, das im Herbst nie wieder sein so wird wie zuvor.
Sie verbringen ihre Zeit mit Schreiben, aber Joseph Roth verfällt dabei zusammen mit seiner Freundin Irmgard Keun dem Alkohol. Zweig versucht währenddessen unermüdlich seinem Freund aus dem Supf der Verzweiflung zu ziehen, auch mit finanzieller Unterstützung, er aber hat sich längst aufgegeben. Zweig und Roth haben eine enge Beziehung zueinander, Roth war lange ein großer Bewunderer von Zweigs. Sie verbindet eine lange Brieffreundschaft, beide unterstützten sich immer wieder gegenseitig. Zweig fühlt sich für seinen Freund verantwortlich, doch kann er ihn und nebenbei auch sich selbst wirklich retten?



Persönliche Meinung

Volker Weidermann ist es gelungen ein genaues Zeitdokument über die Situation der zwei Schriftsteller im dritten Reich aufzuzeichnen. Mit aufwändiger Recherchearbeit illustriert er ein wertvolles Portrait über den letzten gemeinsamen Sommer der großen Autoren des 20. Jahrhunderts zwischen Verzweiflung und verzweifeltem Lebensdrang. Meiner Meinung nach ist das Buch aber nur wirklich interessant für echte Bewunderer von Zweig und Roth, die sich mit ihnen intensiv vor dem Hintergrund der Nazi-Herrschaft beschäftigen wollen. Ich hatte mir etwas anderes unter der Geschichte vorgestellt, und ärgere mich ein wenig, mir das Buch neu für den etwas teureren Preis gekauft zu haben.



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