Freitag, 30. Oktober 2015

Interview mit dem Tod - Jürgen Domian (Rezension)

Ein Plädoyer für mehr Tod im Leben


  • Autor: Jürgen Domian
  • Verlag: Goldmann
  • Erschienen: 20.Oktober 2014
  • Seitenanzahl: 176
  • Preis: 9,30 Euro (Taschenbuch)
  • ISBN: 978-3-442-17493-5

Über den Autor

Jürgen Domian (*1957) in hat Germanistik, Philosophie und Politikwissenschaften studiert, und führt sein nunmehr 19 Jahren durch seine nächtliche Talkshow "Domian" im WDR Fernsehen und im Radio bei 1live. Jede Nacht ist er Kummerkasten und Seelsorger für viele Menschen die in seiner Sendung Halt und Hilfe suchen. "Interview mit dem Tod" gingen bereits zwei weitere Romane voraus. Ende 2016 wird er seine Sendung aufgeben, weil er nach 20 Jahren "das Tageslicht wieder sehen will".


Inhalt

Wer oder was ist der Tod? Welche Bedeutung hat Trauer in unserer Gesellschaft? Warum wird dem Sterben in anderen Kulturen offener begegnet? Diesen Fragen geht Jürgen Domian auf den Grund, und kreiert in seinem Buch ein fiktives Gespräch mit Gevatter Tod höchstpersönlich. In den vielen Gesprächen, die der "Nachtfalke des WDR" in seiner nächtlichen Talksendung geführt hat, befasst ihn ein Thema immer wieder: das Sterben. Nun konfrontiert er den Tod mit seinen Erfahrungen, Erlebnissen und offenen Fragen - und erhält überraschende Antworten. Es entsteht ein emotionaler Schlagabtausch zwischen Leben und Tod, Übermacht und Mensch; es geht um die Frage nach Gott, die Seele und das Jenseits. Dabei plädiert Domian für die Legalisierung von aktiver Sterbehilfe, erläutert die Palliativmedizin und stellt Jenseitsvorstellungen anderer Glaubensrichtungen dar. Er schildert seine eigenen Erfahrungen mit Sterben und Religion, denn schon als Kind interessierte ihn die Endlichkeit des Lebens sehr. Mit dem nötigen Abstand von konventionellen Vorstellungen vom Ende des Lebens lockt Domian den Tod aus der Reserve, bohrt störrisch nach Antworten, und verzweifelt an den an Weisheit weit überlegenen Aussagen des Todes. Vor allem aber wehrt er sich gegen die Tabuisierung des Todes: sein Interview rückt dem Tod in die Mitte unserer Gesellschaft, denn er ist mehr als nur eine Randerscheinung unseres Daseins.


Persönliche Meinung

Kann man mit dem Tod sprechen und wenn ja, was würde man ihm sagen? Domian traut sich an dieses schwierige Thema heran, und führt eine heikle Auseinandersetzung den größten Mysterium unserer Existenz. Es sind Domains ganz persönliche Gedanken über das Ende des Lebens, die er in seinem Buch verarbeitet und kontrovers diskutiert und Denkanstöße liefert. Auch aber ist es ein Ruf nach der Aufmerksamkeit der Gesellschaft für ein Tabuthema, ein Plädoyer für mehr Tod im Leben. Die Macht des Todes nährt sich von der Angst der Menschen, Domain will ihnen die Furcht nehmen. Ein Buch für all die, die dem Tod schonmal vorab persönlich begegnen wollen, und ein Appell, sich von Stigmata zu verabschieden.
"Auch das geht vorbei", sagt der Tod am Ende des Gesprächs, denn bevor er an der Haustür klingelt, sollen die menschen das Leben genießen.

Ich bin einer großer Domian-Fan, und verfolge seine Talkshow regelmäßig. Ein Grund mehr zur Freude, dass "Interview mit dem Tod" ab dem 19.11.2015 in den deutschen Kinos in Form eines Dokumentarfilms zu sehen sein wird!

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