Sonntag, 22. März 2015

lit.Cologne Lesung: Kristof Magnusson und Karen Köhler


lit.Cologne Patenschaft: Kristof Magnusson und Karen Köhler am Mittwoch, den 18.03.15


Eigentlich sollte Karen Köhler gerade den Österreichischen Literaturpreis des Dorfes Rausriees entgegennehmen, sie aber hat sich für ihre Lesung in der Kölner Kulturkirche entschieden. Stattdessen hat sie ihren Verleger vorgeschickt, der das Publikum gerade mit den Worten "Wie Sie sehen bin ich nicht Karen Köhler" begrüßen soll. Es nämlich ist nicht das erste Mal dass die Autorin durch ihre Abwesenheit glänzt; beim renommierten Bachmann Literaturpreis konnte sie nicht erscheinen, weil sie kurz vorher von den Windpocken erwischt wurde...
Das lit.Cologne Literaturfestival organisiert seit vielen Jahren Autorenpatenschaften, um junge oder noch unerfahrene Autoren die Möglichkeit zu bieten, gemeinsam mit bereits bekannten Schriftstellern zu lesen. Am Mittwochabend haben so Erfolgsautor und Halbisländer Kristof Magnusson und "jung"-Schriftstellerin Karen Köhler zusammengefunden. "Hier ist das Patenkind älter als der Patenonkel", scherzte Journalistin Bettina Böttinger, die die Veranstaltung moderierte. Karen Köhler legte ihm Herbst letzten Jahres ihr Debüt vor,"Wir haben Raketen geangelt" ist ein Erzählband mit Geschichten über das Leben und seine Nebenwirkungen, der von den Literaturkritikern hoch gelobt wurde. Die frühere Schauspielerin und Theaterautorin wirkt mit ihrer symphytischen und jugendlichen Art sehr authentisch und nahbar, wenn sie beispielsweise von ihrer Lesereise erzählt, und von den Hotelbetten, die sie fotografiert und als eine Art Tagebuch auf ihrer Internetseite als postet. Sie sieht mit ihren 41 Jahren eher aus wie Anfang dreißig, und wenn sie aus ihrem Buch vorliest, fällt ihr immer wieder eine lange Haarsträhne aus ihrem unordentlichen Zopf ins Gesicht. Für sie scheint der unerwartete Erfolg ihres Erstlingsbuches immer noch unfassbar und unwirklich, sie scheint dankbar und demütig für das große Interesse.
Kristof Magnussons dritter Roman den er heute vorstellt trägt den Titel "Arztroman". Dahinter verbirgt sich nicht etwa eine Geschichte wie aus einem kitschigem Groschenroman oder ein Abklatsch der Schwarzwaldklinik, sondern ein Buch über den harten Alltag einer Notärztin. Für die Recherchen seines nahezu fachliterarischen Buches hat er sich selbst aufgemacht, um ein Notarztteam bei der Arbeit zu begleiten. Seine prägenden Erfahrungen habe er erst durch das Scheiben verarbeiten können. Seinen einmaliger Humor bringt er sowohl seinem aktuellen  Buch, als auch im Gespräch mit Frau Böttinger und Karen Köhler zum Ausdruck. So erzählt er  von Namensgebung der Erzrivalin seiner Protagonistin; Heidi Köhler sei eine Mischung der Charakterzüge von Heidi Klum und der früheren Familienministerin Christina Köhler. Was er sagt, könnte man sofort abdrucken und zu einem Witzebuch zusammenstellen. Magnusson las aus den ersten Seiten seines Romans vor, auf denen er einen Notarzteinsatz beeindruckend lebensecht schildert. Karen Köhler entschied sich für die Geschichte, die den Titel ihres Buches trägt.
Was man auf den ersten Blick nicht vermuten würde: Sie ist ehemalige Base-Jumperin, und wollte als Kind Kosmonautin werden. Als ihr der Vater aber erzählte, dass sie mit ihrer Amalgam-Zahnfülling nicht in den Weltraum fliegen könne, war für sie der Traum vom Greifen nach den Sternen erst einmal begraben. Ein Glück, dass sie sich stattdessen dem Schreiben zugewandt hat! Die Leidenschaft für das Fliegen und die Lüfte ist jedoch geblieben. Die Ausreizung des Möglichen sei für sie die Grenze zum Leben.



Zwei tolle und nahbrare Autoren, ein flüssiges und interessantes Gespräch und zwei beeindruckende Bücher - eine gelungene lit.Cologne Partnerschaft!
Der einzige Zuschauer, dem die Lesung offensichtlich etwas langweilig geworden war, ist Frau Böttingers Dackel Finchen, der zunächst unterm Tisch gelegen hatte, aber dann das Geschehen lieber von Frauchens Schoß aus verfolgte.



Besonders Karen Köhler nahm sich nach der Lesung viel Zeit für ihre Leser. Sie signiert die Bücher nicht nur, sondern malte individuelle Symbole aus ihren Geschichten auf die erste Seite. Auch für ein Foto mit mir stand sie gerne zur Verfügung!


Die Kulturkirche in Köln-Nippes ist ein idealer Veranstaltungsort für Lesungen, Konzerte etc., der aber immer noch für Gottesdienste genutzt wird.






Hier geht’s zum Bericht der lit.Cologne Lesung mit Hanns Zischler und Robert Seethaler

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