Freitag, 13. März 2015

Rezension - Die Biene und der Kurt (Robert Seethaler)

Lit.Cologne Countdown #1: Eine verrückte Road Story über Leben, Liebe und der Suche nach der eigenen Persönlichkeit
  • Autor: Robert Seethaler
  • Verlag: Kein & Aber
  • Preis: 9,90 Euro (Taschenbuch)
  • Seitenanzahl: 288
  • ISBN: 978-3-0369-5915-3                                                        


Über den Autor

Robert Seethaler (*1966 in Wien) ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautor. "Die Biene und der Kurt" ist sein erster Roman, für den er mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet wurde. Bis heute sind vier weitere Bücher gefolgt.


Inhalt

Die sechzehnjährige Biene ist anders als die meisten Jugendlichen in ihrem Alter. Sie wächst in einem katholischen Mädchenheim auf, begleitet von Ordnung, Regeln und wenig Freiraum zur eigenen Entfaltung. Biene passt nicht in dieses Muster, sticht aus der Normkonformität und Homogenität heraus. Mit wenig Selbstwertgefühl dafür viel Frust im Bauch reißt sie eines Tages aus der Eintönigkeit des Heimlebens aus, ohne Plan und Ziel für die Zukunft.
Dem Schlagersänger und selbsternannten "König des Rock 'n Roll", Kurt, geht es genauso. Mit seinem Silber glitzernden Wohnmobil schlägt er sich als Musiker durch. Allerdings trägt er sein viel zu großes Ego gerne nach außen, prahlt mit seinen vermeintlichen Star-Qualitäten.  Auf ihrer Flucht begegnet der schüchterne Teenager dem schrillen Schlagerstar und "Heartbreakin' and his Honey Bee" gehen gemeinsam auf Tour durch die Provinz. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten entwickelt sich zwischen ihnen eine Beziehung der besonderen Art:  Biene bewundert den erfahrenen und erfolgreichen Kurt, lässt sich auf ich ein und schaut zu ihm auf. Kurt aber ist in Wahrheit nichts weiter als ein unverbesserlicher Illusionist; seine Auftritte finden in alten Wirtshäusern und Viehhallen statt, und in seinem Alkoholexzessen feiert er sich als großen Held. Trotzdem -oder genau deswegen- entsteht zwischen dem ungleichen Paar eine äußerst skurrile Liebesgeschichte-  ohne Tabu aber auch ohne Happy End....
Eine verrückt gefühlvolle Road-Story, die mit ihrer Liebe zum Leben und ihrer Verzweiflung am jenem begeistert.


Persönliche Meinung

Was als kitschige trash-Komödie daherkommt, entpuppt sich als mitreißende Geschichte über Selbstfindung, Scheitern, Glück und die Frage nach dem, was letztendlich zählt im Leben.
Bei Biene und Kurt geht es um so viel mehr, als an der Oberfläche beschrieben: die unerfahrene Biene ist hoffnungslos, weiß keinen Ausweg aus ihrer Lage außer die Flucht nach vorn und ist sofort begeistert von Kurt, der so viel vom Leben zu verstehen scheint. Aber hinter dessen Fassade steckt ein nicht minder zerbrechlicher, an sich und dem Lebenssinn zweifelnder Versager, der einem Leben als Rock 'n Roller hinterherjagt, aber es niemals einholen wird. Durch seinen unverwechselbaren und detailverliebten Schreibstiel gelingt es Robert Seethaler, zwischenmenschliche Situationen und Gefühle auf ganz besondere Art zu beschreiben. Die gegenseitige Faszination, die sie aufeinander ausüben, und die Tragik der Lebensgeschichten beider regt in ihrer Absurdität zum Nachdenken an. Der Leser erfährt, wie die unbeholfene und etwas seltsame Biene zu einer Frau wird, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt; und darin Kurts Traum verwirklicht, der wahrscheinlich nie den Mut dazu gefunden hätte.
"Die Biene und der Kurt" ist eine urkomische und kurzweilige Road-Story, die jedoch nachhallt!

Hier geht's zu meinem Besuch bei der lit.Cologne Lesung mit Robert Seethaler und Hanns Zischler!


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