Mittwoch, 25. März 2015

Messebesuch Equitana

Ein Eldorado für Pferdefans, Reiter und die Vierbeiner selber: Europas größte Messe Rund um das Pferd, vom 14. bis zum 22. März 2015 in Essen. Ob Reiterkleidung, Utensilien rund ums Pferd oder die neusten Innovationen im Reitsport, hier komme Pferdebegeisterte voll auf ihre Kosten.
Mich hat das große Pferdefieber nicht gepackt, aber immer wenn ich auf der Equitana bin, bereue ich es ein wenig nicht selbst reiten zu können. Denn auch für Laien bietet die Messe eine Menge Spaß!


In diesem Jahr habe ich zwei Tage auf der Messe verbracht, und einen Nachmittag dazu genutzt, mit einer Freundin, die selbst mehrere Pferde besitzt, über die Messe zu schlendern. Dabei konnte ich erfahren, wie teuer Reiten als Hobby sein kann!



Das Thema "Bayern" findet sich auch auf einer Reidsportmesse wieder


Die "Stiegl-Alm" wird extra für die Messe aufgebaut, und von einer österreichischen Hoteliersfamilie betreut.




Auch Cowboys gehen mit dem Trend der Zeit!


Hier können sich sowohl Cowboys als auch Indianer komplett neu einkleiden!


Einen echten Indianer findet man mitten in Essen! 







Der große Traum eines jeden Bibi und Tina Fans: Pferdeutensilien im Stil des neuen Kinofilms der beliebten Hexe und ihrer Freundin vom Reiterhof!




Für ihre einmalige Pferdeshow ist die Equitana besonders beliebt: Die besten Reiter der Welt und Pferde der Spitzenklasse liefern hier ein einmaliges Programm. Die Weltmeister der Pferdedressur kommt hier zusammen, und begeistert in Verbindung mit den aufwändigen Licht und Toneffekten das Publikum.

"Freundschaft, Vertrauen, Harmonie - Amirando"; das Zusammenspiel von Mensch und Tier und das grenzenlose gegenseitige Vertrauen fasziniert. Künstler wie Lorenzo - "the flying Frenchman" präsentieren ihr Programm auf der Equitana.




In dieser eigens für die Equitana errichteten Halle finden die beliebten Pferdeshows statt. Ob Hengstshow, Show-Reitunterricht oder die berühmte "Hop Top-Show", die ca.5000 Zuschauerplätze sind ständig gefüllt! Hier ein Bild aus der Heckansicht.


Abertausende von LED-Lampen zaubern die atemberaubenden Bilder auf die Hallenwand. Die Halle wird extra für die Equitana in eingebaut. Drei Wochen werden für die aufwändigen Aufbauarbeiten benötigt!


Seitdem ich klein bin, besuche ich jede Equitana. Die Messe findet leider nur alle zwei Jahre statt, aber das Warten auf den nächsten Besuch lohnt sich in jedem Fall!
Equitana 2017 - ich werde wieder dabei sein!



Sonntag, 22. März 2015

lit.Cologne Lesung: Kristof Magnusson und Karen Köhler


lit.Cologne Patenschaft: Kristof Magnusson und Karen Köhler am Mittwoch, den 18.03.15


Eigentlich sollte Karen Köhler gerade den Österreichischen Literaturpreis des Dorfes Rausriees entgegennehmen, sie aber hat sich für ihre Lesung in der Kölner Kulturkirche entschieden. Stattdessen hat sie ihren Verleger vorgeschickt, der das Publikum gerade mit den Worten "Wie Sie sehen bin ich nicht Karen Köhler" begrüßen soll. Es nämlich ist nicht das erste Mal dass die Autorin durch ihre Abwesenheit glänzt; beim renommierten Bachmann Literaturpreis konnte sie nicht erscheinen, weil sie kurz vorher von den Windpocken erwischt wurde...
Das lit.Cologne Literaturfestival organisiert seit vielen Jahren Autorenpatenschaften, um junge oder noch unerfahrene Autoren die Möglichkeit zu bieten, gemeinsam mit bereits bekannten Schriftstellern zu lesen. Am Mittwochabend haben so Erfolgsautor und Halbisländer Kristof Magnusson und "jung"-Schriftstellerin Karen Köhler zusammengefunden. "Hier ist das Patenkind älter als der Patenonkel", scherzte Journalistin Bettina Böttinger, die die Veranstaltung moderierte. Karen Köhler legte ihm Herbst letzten Jahres ihr Debüt vor,"Wir haben Raketen geangelt" ist ein Erzählband mit Geschichten über das Leben und seine Nebenwirkungen, der von den Literaturkritikern hoch gelobt wurde. Die frühere Schauspielerin und Theaterautorin wirkt mit ihrer symphytischen und jugendlichen Art sehr authentisch und nahbar, wenn sie beispielsweise von ihrer Lesereise erzählt, und von den Hotelbetten, die sie fotografiert und als eine Art Tagebuch auf ihrer Internetseite als postet. Sie sieht mit ihren 41 Jahren eher aus wie Anfang dreißig, und wenn sie aus ihrem Buch vorliest, fällt ihr immer wieder eine lange Haarsträhne aus ihrem unordentlichen Zopf ins Gesicht. Für sie scheint der unerwartete Erfolg ihres Erstlingsbuches immer noch unfassbar und unwirklich, sie scheint dankbar und demütig für das große Interesse.
Kristof Magnussons dritter Roman den er heute vorstellt trägt den Titel "Arztroman". Dahinter verbirgt sich nicht etwa eine Geschichte wie aus einem kitschigem Groschenroman oder ein Abklatsch der Schwarzwaldklinik, sondern ein Buch über den harten Alltag einer Notärztin. Für die Recherchen seines nahezu fachliterarischen Buches hat er sich selbst aufgemacht, um ein Notarztteam bei der Arbeit zu begleiten. Seine prägenden Erfahrungen habe er erst durch das Scheiben verarbeiten können. Seinen einmaliger Humor bringt er sowohl seinem aktuellen  Buch, als auch im Gespräch mit Frau Böttinger und Karen Köhler zum Ausdruck. So erzählt er  von Namensgebung der Erzrivalin seiner Protagonistin; Heidi Köhler sei eine Mischung der Charakterzüge von Heidi Klum und der früheren Familienministerin Christina Köhler. Was er sagt, könnte man sofort abdrucken und zu einem Witzebuch zusammenstellen. Magnusson las aus den ersten Seiten seines Romans vor, auf denen er einen Notarzteinsatz beeindruckend lebensecht schildert. Karen Köhler entschied sich für die Geschichte, die den Titel ihres Buches trägt.
Was man auf den ersten Blick nicht vermuten würde: Sie ist ehemalige Base-Jumperin, und wollte als Kind Kosmonautin werden. Als ihr der Vater aber erzählte, dass sie mit ihrer Amalgam-Zahnfülling nicht in den Weltraum fliegen könne, war für sie der Traum vom Greifen nach den Sternen erst einmal begraben. Ein Glück, dass sie sich stattdessen dem Schreiben zugewandt hat! Die Leidenschaft für das Fliegen und die Lüfte ist jedoch geblieben. Die Ausreizung des Möglichen sei für sie die Grenze zum Leben.



Zwei tolle und nahbrare Autoren, ein flüssiges und interessantes Gespräch und zwei beeindruckende Bücher - eine gelungene lit.Cologne Partnerschaft!
Der einzige Zuschauer, dem die Lesung offensichtlich etwas langweilig geworden war, ist Frau Böttingers Dackel Finchen, der zunächst unterm Tisch gelegen hatte, aber dann das Geschehen lieber von Frauchens Schoß aus verfolgte.



Besonders Karen Köhler nahm sich nach der Lesung viel Zeit für ihre Leser. Sie signiert die Bücher nicht nur, sondern malte individuelle Symbole aus ihren Geschichten auf die erste Seite. Auch für ein Foto mit mir stand sie gerne zur Verfügung!


Die Kulturkirche in Köln-Nippes ist ein idealer Veranstaltungsort für Lesungen, Konzerte etc., der aber immer noch für Gottesdienste genutzt wird.






Hier geht’s zum Bericht der lit.Cologne Lesung mit Hanns Zischler und Robert Seethaler

Samstag, 21. März 2015

Traumfrauen - Kinofilm

Deutsche vorzeige-Komödie mit Star Besetzung
  • Regie: Anika Decker
  • Produktionsland: Deutschland
  • Erschienen: 19. Februar 2015
  • Länge: 109 Minuten
  • FSK: 12 Jahre

Handlung

Die Liebe ist ein Spiel ohne Taktik zum Erfolg. Das müssen auch Margaux (Iris Berben), die nach 35 Ehejahren von ihrem Mann für seine viel zu junge Physiotherapeutin verlassen wurde, ihre Tochter Leni (Hannah Herzsprung), die ihren Verlobten beim Fremdgehen erwischt hat und Schwester Hannah (Karoline Herfurth), die verzweifelt bei ihrem Arbeitskollegen zu landen versucht schmerzlich erkennen. Herzschmerz auf ganzer Ebene, denn auch Freundin Vivienne (Palina Rojinski) verliebt sich Hals über Kopf, verstößt damit aber gegen ihre Prinzipien als Single und will sich ihre Gefühle nicht eingestehen. Margaux muss nun lernen, ein eigenständiges Leben zu führen und aus dem Schatten ihres Mannes herauszutreten, während Leni Vivienes Rat befolgt, mit möglichst vielen Männern zu schlafen um ihren eigentlichen Liebeskummer vergessen und dabei Schauspieler Joseph (Elyas M'Barek) den Kopf verdreht. Hannah verliert unterdessen ihre Arbeitsstelle und Vivienne befürchtet von ihrer Diskobekanntschaft schwanger zu sein. Das Chaos nimmt seinen Lauf und ein Klischeehaftes Bilderbuch Happyend lässt die Frauen den Glauben an die wahre Liebe letztendlich wiederfinden.

Persönliche Meinung

Eine toller Deutscher Film mit erstklassiger Star-Besetzung. Deutsche Schauspielkunst vom feinsten mit Schulz von Thun, Michael Bully Herwig und Frederik Lau in weiteren Rollen. Eine lustige Liebeskomödie mit zufriedenstellendem Happy End für den perfekten Mädelsabend! Leider mit einer etwas flachen und vorrausschaubaren Handlung, die den Film etwas kitschig daher kommen lässt.



Sonntag, 15. März 2015

Lit.Cologne Lesung: Robert Seethaler trifft Hanns Zischler



"Von Orangenpapieren, Seilbahnen und dem ganzen Leben" am Samstag, den 14.03.15

Im Rahmen des Kölner Literaturfestivals Lit.Cologne treffen am Samstagabend die Erfolgsautoren Robert Seethaler und Hanns Zischler auf einander, im Gepäck zwei grundsätzlich verschiedene Bücher, vereint durch das Leitmotiv der Sehnsucht nach Freiheit und der Bedrückung durch die Berge. Seethaler erzählt in "Ein ganzes Leben" die Geschichte eines österreichischen Bergführers, Zischler beschreibt die Heimatlosigkeit eines jungen Mädchens, das von Dresden in die bayrischen Alpen zieht in "Das Mädchen mit den Orangenpapieren".
Bettina Böttinger spricht mit ihnen über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und Hintergründe der beiden Bücher und führt mit ihrer langjähriger Talk-Erfahrung durch die Lesung. Gar nicht so leicht, denn Zischler und Seethaler sind zwei völlig verschiedene Charaktere: Letzterer fühlt offensichtlich unwohl auf der Bühne, weiß nicht recht mit der Aufmerksamkeit umzugehen. Zu Beginn gesteht er Frau Böttinger ganz offen: "Tief in meiner Kinderseele hatte ich gehofft, sie würden mich den ganzen Abend lang nicht ansprechen", und beseitigt mit seiner unperfekten und offenen Art die Distanz zwischen ihm und dem Publikum sofort. Ein Blick auf den Boden, die Hand wandert zur Stirn, er schließt seine Augen für einen kurzen Moment, als müsse er eine Antwort erst tief in sich drin suchen: "Ich fühle mich, als würde ich mein Herz hier auf den Tisch legen", scherzt er, und bringt damit seine Angreifbarkeit durch seine Bücher zum Ausdruck. Zischler hingegen wirkt souverän, strahlt in seiner Ruhe Respekt und Anmut aus. Er ist ein sehr intelligenter und erfahrener Mann, und strotzt vor Lebenserfahrung.



Sowohl "Ein ganzes Leben" als auch "Das Mädchen mit den Orangenpapieren" spielen in einer Berglandschaft; eine Kulisse, die normalerweise mit Weite, Erhabenheit und Freiheit konnotiert wird, bekommt hier einen beklemmenden und bedrückenden Charakter. In beiden Werken so detailliert und eindringlich beschrieben, dass sich der Leser selbst der unbekannten Bergwelt ausgesetzt fühlt.
Der aus Wien stammende Robert Seethaler ist mit den Bergen im Nacken ausgewachsen, Hanns Zischler erfasste die Umgebung einzig aus seinen Erinnerungen an frühere Bayern und Österreich Aufenthalte, für das Buch sei er nicht extra zum Schauplatz seiner Geschichte gefahren; überraschend, denn sein gefühlvolles Aufzeichnen der Landschaft wirkt, als hätte er beim Schreiben selbst in dem kleinen Dorf gesessen und die Umgebung vor Augen gehabt. Auf die Frage, warum seine Erzählung in den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts spielt, deutet Zischler auf Erlebnisse in seiner Kindheit und Jugend, will diese aber nicht weiter ausführen. Die heutige Zeit beschreibt er als unsicher, die Koordinaten der Erde würden verschoben und der Weltfrieden von radikalen Gruppierungen bedroht.

Seethaler wirkt publikumsscheu, aber durch seine Unbeholfenheit unglaublich authentisch und menschen-nah. Er ist stark sehbehindert, -19 Dioptrien lassen ihn teilweise nur die Silhouetten seiner Zuschauer erkennen. Er könne sich nicht daran gewöhnen, dass Menschen ihn wegen seiner Arbeit als Schriftsteller bewundern, und er sich selbst längst als ein solcher bezeichnen darf. Er scheint selbst sein größter Kritiker zu sein, und trotzdem gelingt es ihm, die unglaublich kraftvollen und charakterstarken Bücher zu schreiben, für die er so berühmt geworden ist
Zischler hingegen ist es durch seine langjährige Schauspielarbeit gewöhnt, auf der Straße erkannt zu werden, trotzdem sei das Schreiben eine völlig andere Art des "angeschaut Werdens". Den erste Satz in einem Buch, der ja bekanntlich der ausschlaggebende und wichtigste ist, löste er übrigens mit einem Rätsel, das Klassenlehrer Kapuste der kleinen Elsa aufgibt, und umschifft damit gekonnt das Dilemma des Ringens um die Worte zum Einstieg.




Die Lesung fand in der Kulturkirche in Köln-Nippes statt; eine evangelische Kirche, die neben den sonntäglichen Gottesdiensten immer wieder für Events, Konzerte und Lesungen gebucht wird. Zugegeben- etwas befremdlich ist es schon, wenn in einer Kirche Scheinwerfer, Leinwand und Kameras postiert sind, anstatt Pfarrer und Kreuz, aber die warme Atmosphäre und die modernen Lichteffekte und Projektionen an den altehrwürdigen Wänden machen sie zum idealen Veranstaltungsort!


Die Begegnung der beiden Erfolgsautoren dauert insgesamt eineinhalb Stunden, und eröffnet den Zuschauern einen Blick hinter die Schreibfeder der Verfasser. Persönlich, offen und tiefgründig - ein wirklich gelungener und spannender Abend!


Hier geht’s zur Rezension von "Das Mädchen mit den Orangenpapieren" (Zischler)
Hier geht’s zur Rezension von "Die Biene und der Kurt" (Seethaler)

Hier geht’s zum Bericht der lit.Cologne Lesung mit Karen Köhler und Kristof Magnusson

Freitag, 13. März 2015

Rezension - Das Mädchen mit den Orangenpapieren (Hanns Zischler)

Lit.Cologne Countdown #2: Leichte und detailverliebte Beschreibung der Atmosphäre einer vergangenen Zeit
  • Autor: Hanns Zischler
  • Verlag: Galiani Berlin
  • Erschienen: 2014
  • Seitenanzahl: 122
  • Preis: 16,99 Euro (Gebunden mit Schutzumschlag)
  • ISBN 978-3-86971-096-9

Über den Autor

Hanns Zischler (*1947) ist vor allem als Schauspieler aus diversen deutschen Filmen bekannt, arbeitet aber auch seit einiger Zeit als Publizist. Bereits erschienen sind "Der Schmetterlingskoffer mit Hannah Zweckau, "Berlin ist zu groß für Berlin" und "Die Erkundung Brasiliens" mit Sabine Hackethal und Carten Eckert. In viele Sprachen übersetzt wurde seine Forschungsarbeit "Kafka geht ins Kino". 

Inhalt

Ein kleines Dorf inmitten der malerischen Bayrischen Alpenlandschaft, im Nachkriegsdeutschland der 1950ger Jahre: Die kleine Elsa ist gerade mit ihrem Vater aus Dresden hergezogen, und fühlt sich in der für sie völlig neuen Welt überhaupt nicht wohl. Zwischen Eingewöhnung und Sehnsucht denkt sie ständig an ihre Mutter, die sie seit ihrem Tod schmerzlich vermisst. Trotzdem versucht sie, in ihrem neuen Leben Fuß zu fassen, und entwickelt zunächst Vertrauen zu ihrem Klassenlehrer, der es liebt, Lebensweisheiten in scheinbar unlösbaren Rätsel zu verpacken. In dem einheimischen Jungen Pauli erfährt sie ihre erste Liebe, und als Saskia aus England in ihre Klasse kommt, entsteht zwischen Elsa und ihr eine innige Freundschaft. Denn auch sie versteht das bayrische Dialekt nicht, und muss sich an kulturelle Differenzen gewöhnen.
Um hin und wieder aus der Beklemmung der Berge auszubrechen, sammelt Elsa Orangenpapiere aus aller Welt, und träumt sich mit den exotischen Bildern aus ihrem Alltag fort.
Eine Geschichte von Heimatliebe und Fremde, vom Ankommen und der Freundschaft.

Persönliche Meinung

Eine Erzählung, so detailliert und genau beschrieben, als lebe man selbst bereits viele Jahre in dem kleinen Marstein. Auf ihrer Suche nach Geborgenheit und Heimat, wächst Elsa an ihren Begegnungen und bietet eine große Identifikationsfläche in ihrem Selbstbildungsprozess und ihrem Wunsch nach Heimat und Beständigkeit.
"Das Mädchen mit den Orangenpapieren" ist eine gefühlvolle und feine Geschichte, kurzweilig und literarisch geschrieben. Es scheint, als habe Zischler die Atmosphäre der Zeit archiviert, und in dieser Erzählung wieder ans Tageslicht gelassen.

Hier geht's zu meinem Besuch bei dir lit.Cologne Lesung mit Hanns Zischler und Robert Seethaler!



Rezension - Die Biene und der Kurt (Robert Seethaler)

Lit.Cologne Countdown #1: Eine verrückte Road Story über Leben, Liebe und der Suche nach der eigenen Persönlichkeit
  • Autor: Robert Seethaler
  • Verlag: Kein & Aber
  • Preis: 9,90 Euro (Taschenbuch)
  • Seitenanzahl: 288
  • ISBN: 978-3-0369-5915-3                                                        


Über den Autor

Robert Seethaler (*1966 in Wien) ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautor. "Die Biene und der Kurt" ist sein erster Roman, für den er mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet wurde. Bis heute sind vier weitere Bücher gefolgt.


Inhalt

Die sechzehnjährige Biene ist anders als die meisten Jugendlichen in ihrem Alter. Sie wächst in einem katholischen Mädchenheim auf, begleitet von Ordnung, Regeln und wenig Freiraum zur eigenen Entfaltung. Biene passt nicht in dieses Muster, sticht aus der Normkonformität und Homogenität heraus. Mit wenig Selbstwertgefühl dafür viel Frust im Bauch reißt sie eines Tages aus der Eintönigkeit des Heimlebens aus, ohne Plan und Ziel für die Zukunft.
Dem Schlagersänger und selbsternannten "König des Rock 'n Roll", Kurt, geht es genauso. Mit seinem Silber glitzernden Wohnmobil schlägt er sich als Musiker durch. Allerdings trägt er sein viel zu großes Ego gerne nach außen, prahlt mit seinen vermeintlichen Star-Qualitäten.  Auf ihrer Flucht begegnet der schüchterne Teenager dem schrillen Schlagerstar und "Heartbreakin' and his Honey Bee" gehen gemeinsam auf Tour durch die Provinz. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten entwickelt sich zwischen ihnen eine Beziehung der besonderen Art:  Biene bewundert den erfahrenen und erfolgreichen Kurt, lässt sich auf ich ein und schaut zu ihm auf. Kurt aber ist in Wahrheit nichts weiter als ein unverbesserlicher Illusionist; seine Auftritte finden in alten Wirtshäusern und Viehhallen statt, und in seinem Alkoholexzessen feiert er sich als großen Held. Trotzdem -oder genau deswegen- entsteht zwischen dem ungleichen Paar eine äußerst skurrile Liebesgeschichte-  ohne Tabu aber auch ohne Happy End....
Eine verrückt gefühlvolle Road-Story, die mit ihrer Liebe zum Leben und ihrer Verzweiflung am jenem begeistert.


Persönliche Meinung

Was als kitschige trash-Komödie daherkommt, entpuppt sich als mitreißende Geschichte über Selbstfindung, Scheitern, Glück und die Frage nach dem, was letztendlich zählt im Leben.
Bei Biene und Kurt geht es um so viel mehr, als an der Oberfläche beschrieben: die unerfahrene Biene ist hoffnungslos, weiß keinen Ausweg aus ihrer Lage außer die Flucht nach vorn und ist sofort begeistert von Kurt, der so viel vom Leben zu verstehen scheint. Aber hinter dessen Fassade steckt ein nicht minder zerbrechlicher, an sich und dem Lebenssinn zweifelnder Versager, der einem Leben als Rock 'n Roller hinterherjagt, aber es niemals einholen wird. Durch seinen unverwechselbaren und detailverliebten Schreibstiel gelingt es Robert Seethaler, zwischenmenschliche Situationen und Gefühle auf ganz besondere Art zu beschreiben. Die gegenseitige Faszination, die sie aufeinander ausüben, und die Tragik der Lebensgeschichten beider regt in ihrer Absurdität zum Nachdenken an. Der Leser erfährt, wie die unbeholfene und etwas seltsame Biene zu einer Frau wird, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt; und darin Kurts Traum verwirklicht, der wahrscheinlich nie den Mut dazu gefunden hätte.
"Die Biene und der Kurt" ist eine urkomische und kurzweilige Road-Story, die jedoch nachhallt!

Hier geht's zu meinem Besuch bei der lit.Cologne Lesung mit Robert Seethaler und Hanns Zischler!


Mittwoch, 4. März 2015

Opernbesuch "Der Freischütz"

Mein erster Opernbesuch und meine Beurteilung als Neuling

Am letzten Freitag habe ich mich - zugegeben nicht ganz vorurteilsfrei- auf den Weg zum Kölner Musical Dome gemacht, um mir zum ersten Mal in meinem Leben eine Oper anzusehen! Denn die Oper Köln bietet einen speziellen Sondertarif an, mit dem Schüler für wenig Geld Vorstellungen besuchen können.


Ein nackter Teufel, blonde Barbie-Hausfrauen, und böse McDonalds Clowns: so hatte ich mir die Inszenierung des klassischen Carl Maria von Webers Stücks jedoch nicht vorgestellt. Überraschend anders, vulgär überzogen, lautet mein Fazit als Laie.
Im "Freischütz" geht es um den jungen Jäger Max, der die Försterei des Vaters seiner Geliebten Agathe erben soll, wenn er sich bei einem alles entscheidenden Turnier als guter Schütze beweist. Er aber traut sich diese Aufgabe nicht zu, und lässt sich von seinem hinterwäldlerischen Konkurrenten Kilian dazu verleiten, sogenannte Freikugeln (Kugeln, die ihr Ziel nie verfehlen, egal wohin ein Schütze schießt) in der vom Teufel besessen Wolfsschlucht zu gießen. Was er nicht weiß: Der Packt von Satan Samiel und Kilian besagt, dass eine der Kugeln Agathe treffen soll. Am Tag des Turniers scheint es tatsächlich so, als ob Max seine Angebetete getötet hätte, aber ihre Liebe besiegt den Bann und sie trotzt dem Teufelsfluch.
Die Kölner Inszenierung des aus dem Jahr 1821 stammenden Stücks ist gewagt mutig aber leider zu zwanghaft in die modernen Zeit übertragen: so jagen sich die Schützen beim Paintball statt auf Vögel zu schießen, das Böse trägt Clownskostüm, und ein typisch unemanzipiertes Frauenbild wird durch rosa-blonde Barbie-Hausfrauen mit kurzen Kleidchen gezeichnet - oder sollte das Sozialkritik sein..? Ein "Freischütz" in traditionell bayrischer Alpenkulisse ist überholt, aber muss es denn gleich ein pinkfarbener Waschsalon sein? Der Clownsteufel fährt ständig in einer Kühltruhe herum, Frauen und Männer sind strickt nach der klischeeartigen Geschlechtertrennung separiert, und Max ist gleich eine ganze Generation älter als die so jung anmutende Agathe. Auch geht die Interpretation für meinen Geschmack an einigen Stellen schlichtweg zu weit - nämlich unter die Gürtellinie! So zum Beispiel, als der McDonalds Samiel sein wahres Gesicht zeigt, und sich gleich im Adamskostüm präsentiert; da konnte der Schlips, der dem Darsteller als Sichtsperre locker um den Hals baumelte auch nicht mehr viel verdecken; oder als in der Wolfsschluchtszene plötzlich eine ganze Armada der gruseligen Clowns auftritt und die herumliegenden Leichen vergewaltigt. Leichenschändung war sicherlich nicht in der ursprünglichen Form beabsichtigt...
Begeistert bin ich allerdings von dem Gesang der Schauspieler, so klar, schön und laut hallten die Arien durch die Reihen. An sich hat mir auch der Grundgedanke einer moderne Inszenierung eines doch alt und stigmatisiert wirkenden Stückes gut gefallen, aber leider ist diese an dem Verwirklichungswahn des Regisseurs gescheitert!
Von der Oper an sich bin ich jedoch positiv überrascht, und ich freue mich bereits auf die nächste, die ich besuchen werde.


Zum Schluss möchte ich kurz eine Begegnung schildern, die mich an diesem Tag sehr nachdenklich gestimmt hat: Auf dem Weg nach Hause im Zug sehe ich einen Flaschensammler, der die Mülleimer nach Pfandgut durchsucht. Der Mann ist bestimmt über 70 Jahre alt, und quält sich auf wackeligen Beinen durch den das Abteil; Beschämt schaue ich weg; ich bin erst 16 Jahre jung, trage Blazer und schicke High Heels, und komme gerade aus einer Oper...