Mittwoch, 1. Juni 2016

Die weiteren Aussichten - Robert Seethaler (Rezension)


  • Autor: Robert Seethaler
  • Verlag: Goldmann
  • Erschienen: 3.März 2010
  • Seitenanzahl: 320
  • Preis: 8,95 Euro (Taschenbuch)
  • ISBN: 978-3-442-47172-0

Über den Autor

Robert Seethaler (*1966 in Wien) ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautor. Mit seinem ersten Roman "Die Biene und der Kurt" ist sein erster Roman wurde er mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet. Er besuchte die Schauspielschule in Wien und wirkte in einer Vielzahl von Produktionen für Kino und Fernsehen sowie an Theatern in Wien, Berlin, Stuttgart und Hamburg mit.

Inhalt

Das Glück ist schon ein komischer Zeitgenosse, erst lässt es sich 27 Jahre lang nicht blicken und dann verirrt es sich auf einem blauen Klapprad auf eine einsame Landstraße....
Herbert Szevko führt ein einfaches Leben: er ist Ende zwanzig, Epileptiker, ziemlich schräg, betreibt mit seiner Mutter eine Tankstelle irgendwo im Nirgendwo und besitzt einen Fisch namens Georg. Als eines Tages eine dicke Frau mit einem Haarschnitt der eigentlich keiner ist und viel zu engen Hosen auf einem kleinen Fahrrad an den Zapfsäulen vorbeiradelt, verliert Herbert sein Herz: Hilde Matusovsky ist die Putzfrau des örtlichen Schwimmbades und eigentlich so unspektakulär wie Herbert selbst. Bald schon zieht Hilde zu Herbert und der Mutter in die Wohnung oberhalb der Tankstelle ein, aber Herbert ist ungeübt in der Liebe und Hilde zu lebenshungrig um ein Dasein in Herberts Kinderzimmer und den Schlagersendungen der Mutter zu fristen. Aber auch Frau Szevko will ihren Sohn nicht einfach so an eine dahergeradelte Frau mit wüster Frisur und dicken Waden verlieren, eigentlich an gar niemanden auf der Welt. Doch während die sterbenskrank nach einem Zusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert wird, kommt es zwischen Hilde, Herbert und dem Dorfraudi Greiner zu einer gewaltigen Auseinandersetzung bei der Herbert den Greiner auf offener Landstraße erschlägt. Hilde und Herbert beschließen daraufhin zu türmen, entführen die Mutter aus dem Krankenhaus und begeben sich auf eine wilde Verfolgungsjagd durch Stadt, Land und Fluss mit einem gestohlenen Rettungswagen und Goldfisch Georg im Marmeladenglas.
Nur die Mutter ist schwach, das Verstecken anstrengend und dann sieht Herbert plötzlich die Schatten auf ihrem Gesicht....

Persönliche Meinung

Das Glück kommt auf dem Fahrrad und putzt die Wände im Schwimmbad - Robert Seethalers Geschichte ist absurd, komisch aber absolut liebenswürdig. Seethaler zeichnet seine Figuren einmalig charakterstark und authentisch. Herbert ist eigentlich ein typischer Psychopath, in sich gekehrt, einsam und mit wüsten Gedanken. Mit der Mutter sind ihm die Gesprächsthemen längst ausgegangen und Georg der Fisch ist sein einziger sozialer Kontakt. Das Leben ist Herbert zu eng geworden, denn eigentlich hasst er die Tankstelle, die Erinnerungen und die ständige Anwesenheit seiner Mutter. Aber erst als Hilde daherradelt, eine wahrscheinlich ziemlich unästhetische und durchschnittliche Person, schöpft er Lebensmut und nähert sich ihr in einer urkomischen und bemitleidenswerten Hilflosigkeit. Doch Hilde erwidert die Liebe, erträgt seine Eigenheiten und bricht mit ihm in das große Abenteuer auf, um das Glück zu suchen. Denn das wohnt nicht in der Tankstelle oder in dem kleinen Dorf an der Landstraße - es wohnt in der Ferne und man muss ihm hinterher. Ihre Flucht entpuppt sich schnell als ein großes Abenteuer angetrieben vom Drang nach Leben.
"Die weiteren Aussichten" erinnert in Absurdität, Eigenheit der Figuren und Ausgang an Seethalers ersten Roman "Die Biene und der Kurt", eine schrullige und kurzweilige Road Story über die Liebe in ihrer merkwürdigsten Form.



Hier geht es zu meiner Rezension von Seethalers "Die Biene und Kurt"
Hier geht es zu meiner Rezension von Seethalers "Der Trafikant"
Hier geht zu meinem Besuch einer lit.Cologne-Lesung mit Robert Seethaler

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