Samstag, 18. April 2015

Weg einer syrischen Flüchtlingsfamilie nach Deutschland

Land der Hoffnung - Deutschland


Was es bedeutet, seine Heimat, Familie und Existenz einfach so zurückzulassen, und in ein anderes, völlig unbekanntes Land zu fliehen, können wir uns kaum vorstellen. Doch in Zeiten wie diesen geht es immer mehr Menschen in den Krisengebieten des nahen Ostens genau so.
Assad, Familienvater mittleren Alters aus Syrien und seine Frau teilen dieses Schicksal: Vor acht Monaten sind die beiden mit ihren Kindern, ein und drei Jahre alt, nach Deutschland gekommen. Hinter ihnen liegt eine wahre Odyssee: von Syrien sind sie nach Libyen geflohen, und über das Mittelmeer hierher gereist. Seitdem lebten in einem Asylheim für Flüchtlinge. Weil aber seine Frau Zwillinge zur Welt gebracht hatte, reichten die Zimmer im Heim nicht mehr aus für die kleine Familie.
Doch Assad hatte das Glück, auf einen Deutschen zu treffen, der sich ihm und seiner Situation annahm. Er und seine Frau hatten sich dazu entschieden, einer Flüchtlingsfamilie bei ihrer Einbürgerung in Deutschland zu unterstützen, und für Assad und seine Familie eine Wohnung besorgt. Auch zu Behördengängen und Arztterminen begleiteten sie ihn. Heute sollte die neue Bleibe endlich für den Einzug hergerichtet werden, doch dafür brauchten Assad und sein Deutscher Unterstützer Hilfe, und eine einige meiner Mitschüler und auch ich erklärten uns zum Anpacken bereit; ich wollte Assad unbedingt kennenlernen und mehr über seine Geschichte erfahren. Man vermutet nämlich, dass in seiner syrischen Heimat als Schneider gearbeitet, und ein bodenständiges Leben geführt hat. Der Bürgerkrieg und die wachsende Gefahr haben ihn jedoch gezwungen, sein dortiges Leben aufzugeben, und die riskante Überfahrt des Mittelmeers zu wagen - ca. 1500 Euro musste er wohl pro Person an die Schmuggler zahlen.
Er und seine Familie hatten Glück, sie sind gesund in Europa angekommen - viele Flüchtlinge überleben die gefährliche Schifffahrt nicht.
Assad wird seine neue Chance in Deutschland nutzen, seine Kinder werden hier aufwachsen - stolz zeigt er uns ein Video von seinem Sohn Iwan und seiner Tochter Ewa auf seinem Handy. Die letzten Wochen sind anstrengend gewesen, besonders für seinen Deutschen Unterstützer. "Wir haben uns wohl etwas übernommen, nochmal würde ich so etwas nicht machen", sagt der heute. Immer mehr Aufgaben seien für ihn dazu gekommen, von bürokratischen Angelegenheiten bis zu der Beschaffung von günstigen Möbeln für die neue Wohnung. Trotzdem bereuen er und seine Frau nicht, sich zu diesem Abenteuer entschlossen zu haben, denn immerhin haben sie einer Familie einen guten Start in ein neues Leben geschaffen. Ich denke, solche Menschen verdienen große Anerkennung, denn ihr selbstloser Einsatz für andere, in der Gesellschaft als fremd und unbekannt stigmatisierte Menschen, ist einfach bewundernswert. Was hätte Assad nur ohne die Deutsche Familie getan? Er würde wahrscheinlich immer noch eineinhalb Zimmer im Asylheim bewohnen, ohne Plan und Perspektive für eine Zukunft für sich und vor allem seine Kinder.


Assad wird nun erst einmal für drei Jahre in Deutschland geduldet - was danach sein wird, steht noch in den Sternen.

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