Dienstag, 21. April 2015

Du bist gegangen (Ulrich Schaffer) - Rezension

Was passiert, wenn sich die Liebe nach 20 Jahren Ehe verändert?
  • Autor: Ulrich Schaffer
  • Erschienen: 2014
  • Preis: 15 Euro
  • Seitenanzahl: 157


Über den Autor

Ulrich Schaffer (*1942) lebt als freier Fotograf und Schriftsteller in Kanada. Er ist studierter Anglist und Germanist und hat als Dozent für europäische Literatur an einem College in Vancouver gearbeitet. Die Gesamtauflage seiner Werke beläuft sich auf über fünf Millionen Exemplare; jedes Jahr hält er Vorträge und Lesungen in Europa



Inhalt

Was bedeuten 20 Jahre Ehe, wenn die Liebe mit der Zeit an Kraft und Bedeutung verloren hat? Wie kann der Verlassene die Gründe für die Abwendung des Partners nachvollziehen, und in das eigene Leben zurückfinden? Und die alles entscheidende Frage: Wird der zurückkommen und wenn nicht, wie wird die Zukunft ohne ihn aussehen?
Beeindruckend mitreißend und echt stellt Schaffer die innere Gefühlswelt der Sitzengelassenen Julia dar, deren Mann Michael sie für eine Jüngere Frau verlassen hat. Ihre Gedanken, Gefühle, Emotionen, Ängste und Erinnerungen lässt er Julia in mehreren Briefen an Michael aufschreiben, und eröffnet dem Leser eine Reise durch die verschiedensten Arten von Liebe und Zuneigung; eine völlig neue Dimension von Respekt und Anerkennung, die sie trotz der großen Lebensenttäuschung für ihn empfindet. Ihre Liebe hatte sich zwar mit den Jahren verändert, aber sie waren immer mit ihr gegangen. Die Beziehung der beiden war besonders: sie hatten sich immer geschätzt, und bemüht, füreinander da zu sein.
Aber was zählt die gemeinsame vergangene Zeit, wenn keine mehr in der Zukunft liegt? Viel. Denn was für immer bleibt, sind die Erinnerungen. Die Menschen, mit denen wir durchs Leben gehen, formen unsere Persönlichkeit und hinterlassen ihre ganz persönlichen Fußabdrücke in unseren Herzen. Ihre Dankbarkeit und der Glaube an die Sinnhaftigkeit der Trennung sind es, die die Julia letztendlich den Willen, ihre Leben allein zu bestreiten und sich tief in sich drin nach ihr zu suchen, nicht aufgeben lassen, und die Wut auf den Egoismus ihres Mannes unterdrücken. Sie lernt wieder, ein unabhängiges Leben zu führen, sich selbst zu spüren, und die Gründe für das Scheitern zu untersuchen. Dabei geht sie objektiv und fast analytisch vor, hält ihm und sich selbst den Spiegel vor, ohne ihm je etwas vorzuwerfen oder ihn allein für die Trennung verantwortlich zu machen. In Schaffers Briefen wird die Liebe zu einem fast philosophischem Phänomen, denn sie ist so viel mehr als ein psychologisches Konstrukt.


"Ich entdeckte die Zartheit, die nötig ist, um durch das Leben eines anderen zu gehen, ohne es zu zerstören. Und ´wenn ich etwas nicht verstand, dann traute ich mich, dich zu fragen und deine Antworten waren Wellen, die mir Welten erschlossen. Und dann bist du gegangen."




Persönliche Meinung

Kraftvoll und sanft, mal leise und oft laut, persönlich und objektiv reflektiert Julia ihre vermeintlich perfekte Beziehung. Aber eine Liebe ohne Fehler gibt es nicht, denn im Inneren hatten die Grundpfeiler des Gebildes längst angefangen zu bröckeln. Bewundernswert und aufrichtig beschreibt Julia ihre ganz persönlichen Eindrücke und Erinnerungen die sie zusammen mit Michael erleben konnte; sie schätzt, dass er ihren Weg geprägt hat, sie aber trotzdem in der Lage ist, ohne ihn zu leben. - Abhängigkeit voneinander und Eigenständigkeit zugleich sind Grundvoraussetzung jeder Beziehung und Trost in der Trennung. Bis zum Schluss hält Julia an der Hoffnung fest, dass ihr Mann zu ihr zurück kommt, auch wenn sie die Trennung emotional überwunden zu haben scheint. Aber 20 Jahre Ehe will und kann sie nicht ganz wegwerfen...
Schaffer scheint in den Briefen ganz persönlichen Gedanken über seine eigene Beziehung zu verarbeiten, und eröffnet damit einen sehr intimen Einblick in sein Empfinden von Liebe. Parallelen der Protagonisten zu seinem eigenen Leben lassen sich nicht verleugnen.
Ungewöhnlich, wie einfühlsam und tiefgründig Schaffer als Mann das Innenleben einer Frau nachvollziehen kann. Ich als relativ junge Leserin verstehe zwar nicht viel von dieser Liebesthematik, aber durch Schaffers kleines Wunderwerk der Gefühle habe ich eine Ahnung von ihrer Bedeutung, und vor allem von ihren verschiedenen Formen und Farben bekommen. Ein kraftvolles Buch, nicht nur für Verlassene und Paare, sondern auch für Menschen, die die eigene Entwicklung unter dem Aspekt der Fremdbeeinflussung durch die Liebe betrachten wollen.


Gedanken zu Schaffers Text "Sand im Getriebe": Hier










3 Kommentare:

  1. Hallo liebe Pia,

    danke, dass du mir bei Facebook geschrieben hast. Ich würde dich gerne unterstützen, wenn du Lust dazu hast.
    Falls du auch gerne dein Design individualisieren möchtest, schau doch mal bei der lieben Leslie www.lefabook.blogspot.de vorbei. Sie macht total schöne Designs und ist echt eine ganze Liebe.

    Kleiner Tipp: Die GFC Follower sind da unten ;) leicht verloren. Vielleicht magst du sie in die Sidebar packen, damit man gleich erkennt wie man dir folgen kann?!

    Liebste Grüße

    Sonja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Sonja, vielen Dank für Deine Hilfe! Ich werde die Follower Liste auf jeden Fall in die Sidebar verschieben, guter Tipp ;-) Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich unterstützen würdest ;-)

      Viele Grüße

      Pia

      Löschen
  2. Magst du mir mal eine Mail schicken? Dann können wir das mal besprechen :-) sonjahellmann85@gmail.com :-) Freu mich

    AntwortenLöschen