"Seid unbequem, seid sand,Ulrich Schaffer
nicht öl im getriebe der Welt.
-günter eich
sand in jedem getriebe
wo der mensch zur nummer wird
zum Zahnrad
zum objekt
damit die Maschine
weiter unmenschliches produzieren kann
von dem wir leben
und an dem wir sterben
sand
da wo ein system mit uns rechnet
da wo es uns einkalkuliert hat
weil wir aufgehört haben zu denken
sand
da wo vom allgemeinen volksempfinden
von der allgemeinen meinung
von dem "man denkt so"
geredet wird
sand sein
auch auf die Gefahr hin,
zermahlen zu werden
-wie Christus"
In einer Gesellschaft wie der
heutigen sind die Menschen Teil eines großen Ganzes, ein Zahnrad in einem
ineinandergreifenden System; wer anders handelt, als es die Norm vorgibt, wird
ausgeschlossen vom Mainstream. Der Text
fordert auf, gegen den Strom zu schwimmen, sich nicht berechnen zu lassen, sich
aufzulehnen gegen das allgemeine Denken, gegen die Ungerechtigkeit. In der
heutigen Zeit ist diese Thematik aktueller denn je. In Zeiten in denen Mobbing,
Ausgrenzung und Gruppenzwang eine große und bedrohliche Rolle spielen, sollten
wir uns öfters aufgefordert fühlen, anders zu sein, zu denken, zu handeln, und
sowohl unser als auch das Denken unserer Mitmenschen zu hinterfragen.
Beim Lesen haben
mich Schlagworte wie „Maschinerie“, „unmenschliches produzieren“ und
„allgemeine Meinung“ auch an das System des Nationalsozialismus erinnert. Der
Staat hat Menschen aktiv dazu missbraucht, als Objekt der Ideologie der
Verwirklichung der Weltanschauung zu dienen, ob als Zahnrad, als Katalysator
oder nur als Schraube. Menschen waren Nummern und Zahlen, aber keine Menschen
mehr. Die eigene Meinung zu äußern war dort unter Umständen tödlich, heute
gehört es teilweise nur nicht mehr zum Mainstream-Denken und ist unangebracht.
Sand im Getriebe der
Gesellschaft zu sein, sollte für alle Zeiten ein Zeichen und eine Warnung dafür
sein, Willenskraft und den Verstand zu nutzen, um für die eigenen Ideale
einzustehen und dafür auch entgegen der vorgegebenen Richtung zu kämpfen und
sich von niemandem, auch nicht vom „allgemeinen Volksempfinden“ abhalten zu
lassen.
Ein erschreckend aktueller Text, nicht nur auf Christen bezogen, denn auch ohne den letzten Vers spricht er ein Problem eines jeden Menschen unserer Gesellschaft an.
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