Montag, 23. Februar 2015

Gedanken zu "Sand im Getriebe"

Sand sein im zermahlenden Getriebe unserer Welt

"Seid unbequem, seid sand,
nicht öl im getriebe der Welt.
-günter eich

sand in jedem getriebe
wo der mensch zur nummer wird
zum Zahnrad
zum objekt
damit die Maschine
weiter unmenschliches produzieren kann
von dem wir leben
und an dem wir sterben

sand
da wo ein system mit uns rechnet
da wo es uns einkalkuliert hat
weil wir aufgehört haben zu denken

sand
da wo vom allgemeinen volksempfinden
von der allgemeinen meinung
von dem "man denkt so"
geredet wird

sand sein
auch auf die Gefahr hin,
zermahlen zu werden
-wie Christus"
Ulrich Schaffer


In einer Gesellschaft wie der heutigen sind die Menschen Teil eines großen Ganzes, ein Zahnrad in einem ineinandergreifenden System; wer anders handelt, als es die Norm vorgibt, wird ausgeschlossen vom Mainstream.  Der Text fordert auf, gegen den Strom zu schwimmen, sich nicht berechnen zu lassen, sich aufzulehnen gegen das allgemeine Denken, gegen die Ungerechtigkeit. In der heutigen Zeit ist diese Thematik aktueller denn je. In Zeiten in denen Mobbing, Ausgrenzung und Gruppenzwang eine große und bedrohliche Rolle spielen, sollten wir uns öfters aufgefordert fühlen, anders zu sein, zu denken, zu handeln, und sowohl unser als auch das Denken unserer Mitmenschen zu hinterfragen.

Beim Lesen haben mich Schlagworte wie „Maschinerie“, „unmenschliches produzieren“ und „allgemeine Meinung“ auch an das System des Nationalsozialismus erinnert. Der Staat hat Menschen aktiv dazu missbraucht, als Objekt der Ideologie der Verwirklichung der Weltanschauung zu dienen, ob als Zahnrad, als Katalysator oder nur als Schraube. Menschen waren Nummern und Zahlen, aber keine Menschen mehr. Die eigene Meinung zu äußern war dort unter Umständen tödlich, heute gehört es teilweise nur nicht mehr zum Mainstream-Denken und ist unangebracht.

Sand im Getriebe der Gesellschaft zu sein, sollte für alle Zeiten ein Zeichen und eine Warnung dafür sein, Willenskraft und den Verstand zu nutzen, um für die eigenen Ideale einzustehen und dafür auch entgegen der vorgegebenen Richtung zu kämpfen und sich von niemandem, auch nicht vom „allgemeinen Volksempfinden“ abhalten zu lassen.

Ein erschreckend aktueller Text, nicht nur auf Christen bezogen, denn auch ohne den letzten Vers spricht er ein Problem eines jeden Menschen unserer Gesellschaft an.


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