Vom Dritten Reich über die Teilung Deutschlands bis zur heutigen Regierung - hier ein paar Eindrücke meier Woche in Berlin:
Das Holocaust-Mahnmal - stark umstritten, viel kritisiert: es sind graue Steinblöcke, statisch und bedrohlich ragen sie aus dem Boden. Sie bilden ein Labyrinth aus Ausweglosigkeit und Verzweiflung, Bedrückung und Enge säumen den Weg. Es lohnt sich, einmal durch das ganze Areal zu gehen, und die dunkle Atmosphäre der Ereignisse der Vergangenheit aufzunehmen,
Warum hat sich der Künstler für Steinklötze entscheiden? Einige sagen, sie stünden für Särge, andere deuten sie als Symbol für die Einzelschicksale und Individuen, die oft in der Masse der Opfer des Holocausts untergehen.
Aber das Denkmal bekommt Risse, für viele ein Anlass zum Ärgernis. Als hätte der Künstler es beabsichtigt, bieten auch diese Markel Raum zur Interpretation: In unser heutigen Gesellschaft gibt es immer noch Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass. Wir haben eine schein-liberale und weltoffene Kultur aufgebaut, doch es bröckelt gewaltig hinter der Fassade. Haben wir nicht aus unserer Vergangenheit gelernt?
"Im Namen des Volkes" prangert in Stein gemeißelt über dem Hauptportal des Reichstages. Ein alter Grundsatz, Basis einer Demokratie. Dahinter ragt die gläserne begehbare Kuppel empor, von weitem sind es viele kleine schwarze Punkte, die sich im Volkskörper bewegen.
Unsere Schulgruppe hat das Glück eine Führung eines Abgeordneten durch das Paul-Löbe-Haus zu bekommen, und so viele besondere Eindrücke aus der Regierungszentrale mitnehmen.
Unter uns, protestieren BEGIDA Demonstranten gegen Immigration und fremde Kulturen, ein großes Polizeiaufgebot im Schlepptau.
„Das hier war ein grausamer
Ort, und doch war es nur der Vorhof zur Hölle.“ Wir befinden uns im Zentralen
Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen, wo von 1951 bis 1989 politische
Gefangene vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR inhaftiert und gefoltert
wurden. Es befindet sich auf einem ehemaligen Militärarial, war damals auf
keiner Landkarte verzeichnet, als habe es diesen Ort des Schreckens nicht gegeben. Auch die Häftlinge selbst wussten nicht, wo sie sich befanden, es war
ein Ausharren im Ungewissen.
Herr Santos, selbst
ehemaliger Gefangener in einem Stasi-Gefängnis der DDR, spricht schnell und aufgeregt, als er uns durch die Gänge und Zellen der Haftanstalt führt. Er kennt viele Geschichten von früheren Inhaftierten,
doch auch er weiß, Zeitzeugen gibt es immer weniger. Umso wichtiger erscheint
es ihm, die Geschichte bei jungen Menschen wieder aufleben zu lassen, das
Vergangene wieder ins Bewusstsein der Gegenwart zu rufen.
Besonders eindringlich wird
uns die Besichtigung des alten Kellertraktes, in dem die Häftlinge bis zur Errichtung des Gefängnisneubaus unter
schlimmsten Bedingungen gefangen gehalten wurden. Dieser Teil der Anstalt wurde
auch „U-Boot“ genannt, weil die Inhaftierten wie die Besatzung eines Unterseebootes
in Ungewissheit und völliger Dunkelheit und Isolation in Angst und Verzweiflung
auf ihre Verurteilung zum Warten auf ihr weiteres Schicksal verdammt waren. Langsam bekommen wir ein Gefühl für die
Enge, Beklemmung und Angst, als Herr Santos uns zu zehnt einlädt, einmal in
eines der Verließe hinein zu gehen; die schwere Holztür mit den Eisenscharnieren schließt er nicht ganz, ein Lichtstrahl fällt noch in das dunkle Loch. „Die
Angst, die Verzweiflung, das Alleinsein, den Hunger aber auch die Krankheiten
und Dreck und Gestank müsst ihr euch dazu denken“ Santos spricht hektisch ja fast pathetisch über das Vergangene. Einige seiner Kollegen haben
hier die schwerste Zeit ihres Lebens erlebt. Gequält, geächtet und gepeinigt
haben viele Gefangene ihre Würde in den dunklen Kellern des Stasi Gefängnisses
verloren.
Weiter führt uns Herr Santos
über den Gefängnishof, vorbei an einem wunderschönen Blumengarten, auch damals
blühten hier die Rosen, doch durch die Gefängnisfenster aus Glasbaustein war
den Insassen jeglicher Blick nach draußen verwehrt. Er zeigt uns einen
Gefangenentransporter; in dem Lastauto mit den fünf kleinen Zellen für die
Gefangenen, manchmal getarnt als Fischtransporter oder ganz ohne Anstrich, konnten die Inhaftierten vor den Augen der ahnungslosen Öffentlichkeit nach Hohenschönhausen und in andere Haftanstalten transportiert
werden.
Im Neubau der Anstalt führt
Herr Santos uns durch die moderneren Zellen, Gewaltanwendung war nun verboten, doch
die psychische Folter kannte auch hier keine Gnade. Das Schlafen auf dem
Rücken, der ständige Wechsel zwischen elektrischem Licht und Dunkelheit, und
die nun völlige Isolation in der Einzelhaft waren eine nur minimale Verbesserungen
der Bedingungen im U-Boot.
Dabei beteuert er mehrmals, er habe
sich vollkommen emotional von diesem Ort gelöst, er habe keinerlei Gefühle wenn
er uns heute von der Vergangenheit erzählt. Und doch redet er sich förmlich in Rage,
macht kaum Pausen zwischen seinen Erzählungen. Vielleicht ist es eine Wunschvorstellung, denn wie ist eine völlige Distanzierung von der eigenen Vergangenheit nach solchen Erlebnissen überhaupt möglich? Den Wärtern, sagt er, macht er dabei keinen
Vorwurf, das täten die wenigsten. Schließlich hätten auch sie nur ihre
Anweisungen befolgt und tatsächlich geglaubt, die Insassen seien Straftäter,
Mörder und Vaterlandsverräter.
Die Verhörzellen sehen identisch aus, kahl und lieblos, und auch nach fast 30 Jahren steht der modrige Geruch von Angstschweiß und Verzweiflung noch in den Zimmern. Die Verhörenden seien oft die einzigen Menschen gewesen, mit denen die Angeklagten überhaupt sprechen konnten, eine perfide Taktik der Stasi, ihr Schweigen zu brechen.
Viele ehemalige Funktionäre und Wärter lebten heute in der direkten Nachbarschaft zu Hohenschönhausen, manchmal, sagt Santos, treffe er jemanden im nahe gelegenen Supermarkt. Eine gute Rente und ein angenehmes Leben im Eigenheim sei ihnen trotz ihrer Vergangenheit sicher.
Herr Santos spricht viel über
die grausamen Umstände der Haftbedingungen, er will uns einen besonders eindringlichen Eindruck vermitteln, will dass wir uns erinnern. Auf Fragen geht er, wenn überhaupt nur kurz
ein, und arbeitet sein Programm an Informationen strikt ab. Die Authenzität
und Echtheit geht bei einer solchen Führung verloren; trotzdem ein Anlass, seine Haltung
einmal kritisch zu hinterfragen.
"Hinrichtungsstätte Standort des Galgens Hinrichtungen fanden vor allen Gefangenen des Lagers statt" |
Das KZ Oranienburg-Sachsenhausen - leider ohne Führung nicht besonders eindrucksvoll. Die Instrumentalisierung des Lagers durch das DDR-Regime als Propaganda gegen den Westen und zur Heroisierung der als Kommunisten verfolgten Inhaftierten des Lagers lassen sich anhand der Ausstellungen authentisch nachvollziehen. Aber leider ist von dem ehemaligen Lagerkomplex nicht mehr viel erhalten geblieben - nur noch wenige Baracken stehen zur Besichtigung zur Verfügung, aber fundierte Informationen über die Geschichte des Lagers und den Nutzen bestimmter Areale lassen sich vergeblich suchen. Bei einer Besichtigung des KZ ist eine professionelle Führung zu empfehlen!
Der Deutsche Dom am Gendarmenmarkt |
Pia goes Bundeskanzler! |
Die Entwicklung des Parlamentarismus in Deutschland ist eine spannende Reise durch die verschiedenen Definitionen des Demokratiebegriffes und die gesellschaftlichen Umstände. Von der Deutschen Revolution 1848/49 über die Reichsgründung 1871 zur Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus, der DDR und schlussendlich unserem heutigem Staatssystem kann man sich in der Ausstellung im Deutschen Dom auf eine spannende Reise durch die Geschichte Deutschlands begeben. Mit einer informativen Führung durch einen Audioguide und vielen bunten Informationstafeln und Material lernt man die Fort- und Rückschritte unserer Volksherrschaft nachzuvollziehen. Da wir einige der Themenbereiche im Geschichts-LK besprochen haben, konnte wir viele politische und gesellschaftliche Zusammenhänge bereits herleiten. Ein schönes Erlebnis.
Abendessen auf dem Restaurantschiff "Alte Liebe Berlin" bei Sonnenuntergang |
Ein Abschlussbier am Sonycenter |
"Berlin du bist so wunderbar" – vier Tage voller Kultur, Geschichte
und Großstadtgetummel. Gutes Wetter, gute Laune und Klassenfahrtstimmung – ein gelungener Kurztrip!
Eine große Überraschung war für mich die Sehnsucht mancher
Stufenkameraden nach dem platten Land und den Wiesen und Wäldern von zu Hause –
vier Tage Großstadtdschungel lassen bei so manchen Dorfkindern Heimweh nach Kuh und Feld
aufkommen. Ich mag den Rummel und die Action in der Stadt sehr gerne, trotzdem habe auch ich eine gewisse Ruhe und Gemütlichkeit in Berlin vermisst. Die Stadt scheint
überstrapaziert von den vielen Touristen und den Attraktionen, die Hektik
bestimmt das Stadtbild.
Trotzdem – unsere Hauptstadt ist auf jeden Fall einen Besuch wert, und
es wird hoffentlich nicht mein letzter gewesen sein! Hoffentlich kann ich beim
nächsten Mal länger als vier Tage bleiben, denn um die Berliner Kulturangebote
umfassend erkunden zu können ist definitiv mehr Zeit erforderlich!
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