Im warmen Spanien können Frühlingsgefühle leicht überhitzen und einen Großbrand entzünden. Das Lauffeuer aus Leidenschaft und Eifersucht ist dann nur schwer aufzuhalten.
"Carmen" von dem Franzosen George Bizet, spielt im Sevilla der 1820iger Jahre: Die hübsche Zigeunerin Carmencita verdreht den Männern reihenweise den Kopf, und weiß sich mit ihrer Wirkung Vorteile zu verschaffen. Sie ist es gewohnt dass die Männer ihr zu Füßen liegen, so auch als sie nach einer Messerstecherei verhaftet wird, und den Wachsoldaten Don Jose mit einem eindeutigem Angebot zur Freilassung überredet. Eigentlich ist sie jedoch in den attraktiven Torero Escamillo verliebt, und macht Jose rasend vor Eifersucht. Er stellt sie vor die Wahl: entweder sie folgt ihm, oder er sieht keine andere Möglichkeit als sie zu töten....
Das Stück zeigt, Liebe ist intensiv, vergänglich, spontan und vor allem eines: fragil. Die Liebe, oder in dem Fall Carmen, fragt nicht, sie nimmt sich was sie will.
Eine gute Inszenierung, nahe am Original gehalten und nicht zwanghaft in die Moderne gepresst (siehe Freischütz). Die Bühnengestaltung drängt sich nicht in den Vordergrund, es bleibt bei der traditionellen Darstellung der Zigarettenfabrik.
"Carmen" ist ein sehr feinfühliges und leidenschaftliches Stück, in dem die empfindsame Konstrukt der Liebe und die Spannungen zwischen Mann und Frau durchaus eine Herausforderung bei der Umsetzung spielen. Die Inszenierung von Christof Loy stellt hierbei das Kontrastprogramm zu der postmodernen Auslegung des "Freischütz" von Viestur Kairish dar: Sowohl Kampfesszenen als auch Intimitäten werden bloß von den Schauspieler angedeutet, Carmen setzt ihre weiblichen Reize gekonnt in den Vordergrund ohne zu viel Nackte Haut zu zeigen. Sie als Person verkörpert eine starke, emanzipierte und selbstbestimmte Frau, und dieser Darstellung wird zum Glück nicht durch eine Überbetonung der Weiblichkeit widersprochen. Es ist eine Gratwanderung zwischen körperlicher Spannung und Obszönität, die der Regisseur hier ideal meistert.
Auch die Stimmen der Schauspieler sind grandios, in dieser Inszenierung werden zusätzlich noch ein Knaben- und ein Mädchenchor herbeigezogen. Und obwohl die Oper auf der Ursprungssprache Französisch aufgeführt wird, empfand ich es nicht als langweilig oder nervig, den Text ständig an der Wand mitlesen zu müssen. Nur trat das Ende leider ein wenig zu plötzlich auf; Carmen wird von Jose getötet und der Vorhang fällt.
Mein Fazit als Oper-Laie: Ein tolles Stück, zeitlos und leidenschaftlich, nicht entfremdet sondern in gewohnter Umgebung solide dargestellt.
An dieser Stelle ein weitere Beobachtung: Ich finde die bunte Vielfalt im Opernpublikum sehr interessant: Sowohl viele Schüler als auch einige ältere Menschen interessieren sich gleichermaßen für die Oper, und auch vom äußeren Auftreten in der Kleidung etc. unterscheiden sich die Zuschauer stark! Allerdings finde ich es ziemlich ärgerlich, wenn die Menschen am Ende der Vorstellung vor Abschluss des Verbeugungsaktes den Saal verlassen. Es ist respektlos gegenüber der Arbeit der Schauspieler und geringschätzig im Bezug auf deren Leistung.
Damit ist Deine Meinung von der Oper heutzutage wiederhergestellt? Das klingt erfreulich.
AntwortenLöschenDann: "Auf in den Kampf Tore-he-he-herooo!" Ich erwarte gespannt die nächste Rezension.
Damit ist Deine Meinung von der Oper heutzutage wiederhergestellt? Das klingt erfreulich.
AntwortenLöschenDann: "Auf in den Kampf Tore-he-he-herooo!" Ich erwarte gespannt die nächste Rezension.