Freitag, 30. Januar 2015

Tagebücher des Victor Klemperer 1933-1934

"Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten"

Die Tagebücher des Victor Klemperer von 1933 bis 1949 stellen eines der umfangreichsten und wertvollsten Überlieferungen aus der Nazi-Zeit dar.
Victor Klemperer ist gebürtiger Jude, aber längst zum Protestantismus konvertiert als Hitler in Deutschland an die Macht kommt. Er ist studierter Romanist, Philologe und Germanist und lehrt an verschiedenen Universitäten. Seine Tagebuchaufzeichnungen spiegeln die Stimmung und die Denkweise der Unterdrückten unter dem NS-Regime wieder, die Hoffnungs- und Ausweglosigkeit und die Ungewissheit und Angst vor der drohenden Gefahr.

Im Folgenden werde ich alle Tagebuchbände vorstellen, und bin gespant auf die Reise, auf der ich Victor Klemperer begleiten werde. Ich erhoffe mir, einen sehr privaten Eindruck von der Situation der Unterdrückten im Dritten Reich zu erhalten, und das Leid und die Angst an seinem persönlichen Schicksal nachzuvollziehen.


Ich habe die Bücher freundlicherweise von einem netten Blogger zur Verfügung gestellt bekommen. Er betreibt ein Online-Museum und einen Reiseblog, ein Besuch lohnt sich!



Tagebuch 1933 -1934


"Ich habe den bestimmten Eindruck, dass die Katastrophe nicht mehr lange ausbleiben kann." (30.04.1933)
Am 30.Januar gewinnt Hitler die Wahl zum Reichskanzler. Bald darauf folgen die ersten Bestimmungen gegen Juden und Nichtarier. Klemperer ahnt bereits, dass das Schicksal Deutschlands unter den Nationalsozialisten keine gute Wendung nehmen wird.
Es ist die Ungewissheit, die ihn zermürbt, die ungewisse Zukunft. Hat er als Jude überhaupt eine Perspektive im NS-Regime? Er beginnt sein Leben nicht mehr über längere Zeit zu planen; wagt es nicht, vorauszuschauen.


"Manchmal verliere ich allen Mut, und glaube, dies Regime werde doch halten und mich überleben." (19.06.1933)

Es ist die unerbittliche Hoffnung auf eine Besserung seiner Situation, auf einen baldigen Zusammensturz der Regierung, die ihn am Leben hält. Klemperer veröffentlicht wissenschaftliche Artikel und Rezensionen in Fachzeitschriften und schreibt Bücher. Allerdings wird es immer schwieriger für ihn, seine Werke zu publizieren, die Verleger distanzieren sich von ihm. Die Zahl der Studierenden in seinen Vorlesungen und Seminaren an der Universität nimmt immer weiter ab, oft sind es nur noch eine Handvoll Studenten. Eine drohende "vorzeitigen Pensionierung" würde seinen finanziellen Ruin bedeuten.


"Eva ist immerfort leidend und schwer deprimiert ; ich selber quäle mich ständig mit Herz- und Angstbeschwerden, mit Todesgedanken." (6.09.1933)
Seiner Frau Eva und ihm geht es psychisch und physisch immer schlechter. Die ständigen Sorgen um die Zukunft, massive Geldprobleme und körperliche Beschwerden stürzen sie in eine tiefe Depression. Klemperer ist überfordert mit seiner Situation, neben dem Schreiben und seinem Beruf als Professor kümmert er sich um den Haushalt und seine kranke Frau. Er muss dabei zusehen, wie Eva seelisch immer weiter zerfällt. Längst wagt er nicht mehr über mehrere Tage hinaus zu denken, gibt eine Zukunft innerlich auf. Er ist zudem in einen zermürbenden Gerichtsprozess verwickelt, jeden Tag beginnt er in ängstlicher Erwartung, denn eine Niederlage in dem Verfahren wäre eine Katastrophe für ihn.



"Der Nationalsozialismus, sagt sie, genauer: das Verhalten der Juden zu ihm, mache sie antisemitisch." (9.10.1933)
Klemperer und seine Frau pflegen den Kontakt zu ihren Freuden und Bekannten mit regelmäßigen Abendessen und Treffen gerne. Die Politik und die aktuellen Geschehnisse bestimmen die Gespräche. Schnell stellt sich dabei heraus, wo die eigene Meinung offen ausgesprochen werden darf und welche politischen Positionen vertreten werden. Einige der Bekannten sind bereits aus Deutschland geflohen, viele arrangieren sich mit den Bedingungen in Nazi-Deutschland. Letzteres kritisiert Klemperer stark, die Juden fügten sich widerstandslos der Tyrannei.


"An die Bewahrung des Wahlgeheimnisses glaubt niemand, an das richtige Stimmenzählen glaubt auch niemand; wozu also Märtyrer sein? Andererseits: dieser Regierung ja sagen? Es ist unausdenkbar ekelhaft." (2.11.1933) 


An eine faire Wahl glaubt im November 1933 niemand mehr. Klemperer sieht sich in einem Zwiespalt; er will Hitler auf keinen Fall unterstützen, weiß aber gleichzeitig, dass er mit einer Gegenstimme nichts bewirken, und unter Umständen Probleme bekommen könnte. Das Wahlgeheimnis hat in Tagen wie diesen seine Bedeutung verloren.


"Ich bin schon zufrieden wenn ein Tag ohne schwere Depression Evas vorübergeht und ohne Prozess- oder Hochschulärger. Ich bin allmählich Meister darin geworden, alle Sorgen zu unterdrücken, mich "stur" (Hitlers Lieblingswort) in die Arbeit, in irgendwelche, zu stürzten." (22.11.1933) 
Der Prozessausgang bereitet Klemperer große Sorgen. In der Hochschule bleiben ihm die Studenten aus, und er rechnet mit einer Absetzung. Eva geht es unterdessen schlechter. Das Haus kann nicht vor der eisigen Kälte des Winters schützen. Sie planen im nächsten Jahr ein eigenes neues im Nachbarort zu bauen, doch Klemperers finanzielle Lage lässt keine größere Unternehmung zu. Die Arbeit an seinen Büchern geht nur schleppend vorwärts, zu oft ist den ganzen Tag über beschäftigt.


"Ereignisse des Jahres: das politische Unglück seit dem 30.Januar, das uns immer persönlich immer härter in Mitleidenschaft zog. Evas sehr schlechter Gesundheits- und -Gemütszustand. Der verzweifelte Kampf um das Haus. der Fortfall aller Publikationsmöglichkeit. die Vereinsamung. (31.12.1933) 
Das Jahr 1933 hat Klemperers Leben verändert. Plötzlich ist er in seiner Heimat, in der Antisemiten und Rassisten regieren, als Jüdisch stämmiger und Schriftsteller nicht mehr willkommen. Evas tiefe Depression , die zusätzliche Arbeit und die Sorge um seine Frau lassen ihn Hoffnung und Mut verlieren.



 "Der Ekel und die Müdigkeit würgen mich oft derart, dass nur noch der Ekel vor dem Grabe die Wage hält." (7.11.1934)
Der Bau des kleinen Hauses im Nachbarort ist Evas großer Wunsch, die Hoffnung auf ein besseres Leben hält sie am leben. Sie beschäftigt sich gerne mit der Planung und Gestaltung des Gartens, und geht in ihrer neuen Rolle voll auf. Victor Klemperer hingegen ist oft verzweifelt, denn er weiß nicht, wie er das Geld für die Handwerker aufbringen soll. Er bekommt keine Kredite mehr gewährt, findet nur mit Mühe und Not einen rettenden Geldgeber. Es ist die Evas Freude an dem Bau, und die Besserung ihres Gesundheitszustandes, die ihn das Haus errichten lassen. Um sie herum droht alles zu zerbrechen, nur sie bauen sich ihr kleines Glück auf, eine Insel der Hoffnung entsteht.




"Keiner fühlt sich irgendeiner Meinung sicher. Meinungen auszutauschen hat jeder verlangen, weil aus Zeitungen gar nichts mehr entnommen werden kann. Am widerlichsten ist mir der spezifisch jüdische Pessimismus mit seiner angenehmen Gefasstheit. Gettogesinnung neu erwacht. (...) 
Was hat mir nun 1934 gebracht? Das Häuschen mit vieler Freude und vielen Sorgen- Evas im ganzen gehobene Stimmung. - das stärkere Gefühl der eigenen Todesnähe, des schweren Gealtertseins. Die ersten 72 Seiten meines achtzehntes Jahrhunderts, vorher die Dilillestudie . - Den unsäglichen Druck und Ekel des fortdauernden Hakenkreuzregimes."  (30.12.1934)
Die Treffen mit den Bekannten werden immer weniger, längst muss er genau abwägen, wen er zu seinen Vertrauten zählt. Oft werden aus den Gesprächen Diskussionen über die neue Politik, und was sie aus der Gesellschaft macht. Klemperer beschreibt in seinen Tagebucheinträgen einige Schicksalsgeschichten seiner Bekannten; es sind Erzählungen über Emigration und Flucht und gleichzeitig Aufstiegs- und Erfolgsgeschichten im Hitler-Reich der neuen Möglichkeiten.
Das Jahr 1934 hat Klemperer gezeichnet. Die vielen Sorgen um seine Existenz, die unsichere Zukunft, die Entwicklung Deutschlands unter den Nationalsozialisten, die sein Leben komplett verändert hat. Sein Hoffnungsschimmer ist das Haus, der Bau hat stark an seinen Nerven gezerrt, auch wenn das Häuschen nur halb so groß geworden ist, wie anfangs geplant. Das Veröffentlichen seiner Rezensionen und Bücher bereitete ihm ebenfalls Kummer, oft konnte er nicht einmal mehr schreiben. Er ahnt bereits, dass auch 1935 keine Besserung seiner Situation bringen wird, und blickt ein weiteres Mal angstvoll und müde in ein unheilvolles neues Jahr.


Victor Klemperer vor der Machtergreifung Hitlers war ein intelligenter, nachdenklicher, offener und bodenständiger Mann. Im Laufe der beiden durch die Nationalsozialisten geprägten Jahre wird aus seiner Intelligenz Einschränkung, das Nachdenken stürzt ihn in eine ständigen Melancholie, und seine Offenheit unterliegt der strengen Zensur der nationalsozialistischen Ordnung; der Boden unter seinen Füßen wurde kurzerhand weggerissen.

"Judengesetze":
01.04.33: eintägiger Boykott jüdischer Geschäfte
07.04.33: Entlassung nicht arischer Beamten
06.09.33: Verbot von Verkauf jüdischer Zeitungen
15.09.33 Nürnberger Gesetze: Verbot von Mischehen; Verbot von Anstellung jüdischer Hausangestellten unter 45 Jahren

Hier geht es zur Vorstellung der Tagebücher 1940 -1941
Hier geht es zur Vorstellung der Tagebücher 1937 - 1939
Hier geht es zur Vorstellung der Tagebücher 1935 - 1936

Mit besonderem Dank an Moppi Moopenheimer!




Montag, 26. Januar 2015

Honig im Kopf - Kinofilm

Liebe vergisst man nicht
  • Regie: Till Schweiger
  • Drehbuch: Hilly Martinek & Till Schweiger
  • Produktionsland: Deutschland
  • Erschienen: 25.12.2014
  • Länge: 136 Minuten
  • FSK: 6 Jahre


Handlung

"Opa, warum hast du deine ganzen Essenssachen im Bücherregal?" - "Na weil in der Spülmaschine kein Platz mehr war" - Tildas Opa hat "Honig im Kopf", ist dement. Am Anfang vergisst er Wörter und Geschehnisse, im Endstadium sein ganzes Leben. Als er seine verstorbene Frau bei der Polizei als vermisst meldet, zieht sein Sohn Niko die Notbremse und lässt ihn bei sich einziehen. Dort macht Opa Amandus das Chaos perfekt und wird zu einer großen Belastung für die ganze Familie. In seinen klaren Momenten bemerkt auch er seinen geistigen Verfall, und ist am Boden zerstört von seiner Entwicklung. Besonders Tilda geht der Zustand ihres Opa sehr zu Herzen, und sie beschließt, dem Krankheitsverlauf entgegen zu wirken: Sie will ihm eine Aufgabe geben indem sie mit ihm nach Venedig türmt; dorthin, wo er früher mit seiner Frau einige schöne Stunden verbracht hat. Auf dieser ganz besonderen Reise stellen sich die beiden immer wieder neuen Herausforderungen: sie werden von der Polizei verfolgt, schlafen in der Bahnhofstoilette oder im Kloster und erreichen die Stadt der Liebe schließlich auf einigen Umwegen. Dort aber erleben Tilda und ihr mittlerweile völlig dementer Opa eine sehr intensive Zeit miteinander, bis er auch sie sie eines Morgens nicht mehr erkennt....


Persönliche Meinung

Dieser Film zeigt, Demenz hat Humor, und ist gleichzeitig tieftraurig. Auf dieser schmalen Gradwanderung bewegt sich die Geschichte: mal urkomisch, oft zum weinen. Dieter Hallervorden passt perfekt in die Rolle des Alzheimerkranken Amandus, den aussichtslose Ausdruck in seinen Augen spielt er bedrückend realistisch. Auch Emma Schweiger als Enkelin hat eine tolle Leistung vollbracht, so erfrischend, naiv und doch stark und klug stellt sie die kleine Tilda dar. Die Beziehung zwischen den beiden ist eine ganz besondere: Tilda scheint die einzige zu sein, die ihren Opa nicht als hilfloses Kind betrachtet, sondern im das Gefühl gibt, gebraucht zu werden. Auf ihrer Reise beweist Tilda Größe und Verantwortungsbewusstsein, sie kümmert sich aufopferungsvoll um ihren Opa und bewegt damit tief. Auch sonst glänzt der Film mit hervorragender Schauspielkunst, u.a. von Katherina Thalbach, Jan-Josef Liefers, Janette Hain, Claudia Michaelsen oder Pasquale Aleardi. Auch Samuel Koch, der bei "Wetten, Dass..." im Jahr 2010 schwer verunglückte, spielt eine kleine Rolle, die angesichts seines Schicksals aber von großer Bedeutung ist (Hier geht's zur Rezension seiner Biographie).
"Honig im Kopf" lässt den Zuschauer mit einem ganz einen besonderen Gefühlsmix aus Freude, Rührung und Bedrücktheit zurück, so zauberhaft, bewegend und mitreißend ist die Geschichte. Er schürt und nimmt gleichzeitigt die Angst vor der zerstörerischen und unaufhaltsamen Krankheit Alzheimer, die uns wahrscheinlich früher oder später, ob in der Rolle der Tilda oder des Amandus, alle betreffen wird; ein grandioser Film!
Allerdings halte ich die Altersbegrenzung (FSK 6) für zu niedrig angesetzt, es ist definitiv kein Kinderfilm, sondern führt den Zuschauer oftmals an die Schmerzensgrenze.
Von den angeblichen Spannungen am Set zwischen Schweiger und Hallervorden ist im Übrigen nichts zu spüren!



Hier geht es zum Talkshowauftritt von Dieter Hallervorden im Kölner Treff am 19.12.14, um seinen neuesten Film"Honig im Kopf" vorzustellen.


Samstag, 24. Januar 2015

Rezension - Der Junge muss an die frische Luft (Hape Kerkeling)

Die tragische Kindheit eines großen Lebenskünstlers
  • Autor: Hans-Peter Kerkeling
  • Verlag: Piper
  • Erschienen: Oktober 2014
  • Seitenanzahl: 320 (gebunden mit Schutzumschlag)
  • Preis: 19,99 Euro
  • ISBN: 978-3-492-05700-4


Über den Autor

Hans-Peter Kerkeling (*1964) ist Sänger, Schauspieler, Autor, Moderator und Synchronsprecher aber vor allem durch seine schrägen Kunstfiguren bekannt. Für besonderes Aufsehen sorge er, als er sich einmal als Königin Beatrix verkleidet als Staatsbesuch am Schloss Bellevue auftritt.


Inhalt

Horst Schlämmer, Uschi Blum oder  der "Hurz"-Sänger - Hape Kerkeling ist aus der deutschen Fernsehlandschaft nicht mehr wegzudenken. Er ist ein wahrer Verwandlungskünstler und geht in seinen schillernden Figuren auf.
Auf eine tragische Kindheit deutet ein so extrovertiertes Leben nicht gerade hin, doch Hape musste früh erwachsen werden. Mit acht Jahren verlor er seine Mutter; sie nahm sich das Leben. Seine Kindheitserinnerungen beschreibt er in seinem neuesten Buch, und scheint das Erlebte auf diese Weise zu verarbeiten.
Hans-Peter wird im Jahr 1964 als zweiter Sohn der Familie in Recklinghausen geboren, seine ersten Lebensjahre verbringt er auf dem Land. Er geht nicht in den Kindergarten, sondern verbringt die Tage im Geschäft seiner Großmutter, wo er erste Erfahrungen als Alleinunterhalter sammelt und viel über Leute und Leben lernt. Als die Familie einige Jahre später in die Stadt zieht und seine Großmutter krank wird, geht es seiner Mutter zunehmend schlechter. Sie ist überfordert mit Pflege, Erziehung und Haushalt; wird depressiv und chronisch krank. Als die Schwiegermutter letztendlich stirbt, und ihr ein Operationsfehler den Geruchssinn nimmt, fällt sie immer tiefer in ihr schwarzes Loch. Sie wird aggressiv, egoistisch und ist kaum mehr ansprechbar. Damit findet sich der kleine Hans-Peter nur schwer ab, immer wieder versucht er sie mit seinen Parodien berühmter Fernseh-Stars aufzuheitern und zum lachen zu bringen. Das ganze Leben der Familie dreht sich um die Krankheit der Mutter. In der Nacht ihres Selbstmordes liegt der kleine Hape neben ihr im Bett, ahnend dass mit seiner Mama etwas nicht stimmt und mit der Situation völlig überfordert.
Heute schreibt er reflektierend über die Geschehnisse, die ihm seine kindliche Unbeschwertheit so früh nahmen. Seine beiden Großmütter haben ihn für sein Leben wohl am meisten geprägt, die eine erkannte sogar, dass er einmal berühmt sein würde. Diese Vorhersehung hat sich offensichtlich erfüllt, heute ist Hape ein erfolgreicher Entertainer, und vor allem eines: dankbar für die Menschen, die ihn in seiner schwersten Zeit begleitet und getragen haben.


Persönliche Meinung

Es scheint, als habe Kerkeling seine gesamte Kindheit in sich aufgesaugt und gespeichert, so präzise, unterhaltsam und originalgetreu beschreibt er sie. Ein Mensch kann sich glücklich schätzen, wenn er nach langer Zeit Reaktionen, Gefühle und Situationen so nachvollziehen kann, wie er es tut.
Eingebettet ist seine Geschichte in die Begegnung mit einem von dem Tod seiner Mutter traumatisierten Jungen, dem er von seiner Kindheit erzählt und damit sicher nicht nur den ihn tief bewegt. Das Kapitel mit dem entgültigen Selbstmord seiner Mutter leitet er mit einem prägenden Treffen mit dem Dalai Lhama ein, der zu ihm sagte "Der Tod der Mutter ist das schlimmste für ein Kind", und damit die Schatten seiner Kindheit wieder aufleben ließ.
Die Beschreibung seines Lebens vor dem Tod seiner Mutter ist aber leider etwas träge, und daher wahrscheinlich eher nur für echte Hape-Fans interessant. Die Schilderung der Krankheit seiner Mutter und die Zeit danach beeindruckt jedoch tief, der Leser erlebt Hape als einen hilflosen Junge, der zu sehen muss wie sich seine Mutter innerlich immer weiter auflöst.
Seine beiden Großmütter spielen in seiner Biographie eine große Rolle, ohne sie wäre er nicht zu dem Menschen geworden, der er heute ist. Hape kann stolz auf sich sein, er blickt auf ein bewegtes Leben zurück. Er hat sich früh vorgenommen, sein Leben zu einem Fest zu machen, und das ist ihm sichtlich gelungen!

Freitag, 16. Januar 2015

Rezension - Mein zweites Leben (Christiane Felscherinow & Sonja Vokuvic)

Das Leben von Deutschlands bekanntesten Junkie 35 Jahre nach "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"
  • Autoren: Christiane Felscherinow & Sonja Vukovic
  • Verlag: Deutscher Levante Verlag
  • Erschienen: 2013
  • Seitenanzahl: 347
  • Preis: 9,90 Euro (Taschenbuch)
  • ISBN: 987-3-9434737-16-5

Über die Autoren

Sonja Vukovic (*1985) ist Journalistin und arbeitet u.a. für "Stern", "Die Welt" und "Spiegel". Sie begann das Buchprojekt als Volontärin der Springer Akademie.
Christiane Felscherinow (*1962) wurde als Teenager durch das von zwei Stern-Redakteuren veröffentlichte Buch über ihre Kindheit und Jugend im Drogenmilieu bekannt, das die Gesellschaft erschütterte und für Zündstoff sorgte. "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" wurde im Jahr 1981 erfolgreich unter der Regie von Bernd Eichinger verfilmt.

Inhalt

"Wir Kinder von Bahnhof Zoo" war ein Warnsignal für viele Jugendliche, Christiane F. wurde zum Paradebeispiel für ein verpfuschtes Leben. Lange war sie von der Bildfläche verschwunden, nur die Boulevardpresse berichtete hin und wieder über vermeintliche Drogenexzesse. Aber was ist wirklich in den letzten Jahrzehnten in ihrem Leben passiert? Wie geht es ihr heute? In ihrer Biographie 35 Jahre nach dem Buch, das seinerzeit für heftige Furore gesorgt hatte, räumt sie mit den Gerüchten auf, berichtet schonungslos ehrlich wie es ihr ergangen ist.
Misshandelt, einsam und voller Probleme verliert sie sich als Jugendliche im Drogensumpf, prostituiert sich um ihre Sucht zu finanzieren. Ihr Schicksal erschütterte eine ganze Nation.
Heute ist Christiane Felscherinow - ihren richtigen Namen kennt kaum jemand, immer wird sie auf ihre Christiane F.-Vergangenheit reduziert - einsam, verlassen und todkrank. Ihr Drogenkonsum hat ihre Leber fast vollends zerstört, dem Tod ist sie einige Male nur knapp entronnen.
Ihre Biographie ist nicht chronologisch aufgebaut, im Buch ihres Lebens steht jedes Kapitel für eine Station auf ihrer Reise zum Glück - und auch für eine verpasste Chance endlich ein normales Leben zu führen. Denn sowohl in Griechenland, Hamburg, Zürich, Amsterdam oder Berlin konnte sie aus dem Kreislauf aus Drogen, Entzug, Einsamkeit und Enttäuschung nicht ausbrechen. Sie landete im Gefängnis, erfuhr dort Gewalt und kämpfte sich durchs Leben. Trotzdem verlor sie das Sorgerecht für ihren Sohn und floh daraufhin mit ihm nach Holland.
Ihr Leben könnte eine Mischung aus Road Movie und Abenteuerfilm sein, an zu vielen Stellen ist es aber leider ein schlechter Horrorfilm.
Auf der Suche nach Akzeptanz plädiert Christiane Felscherinow für die Anerkennung von Drogenabhängigen in der Gesellschaft. Ihre Biographie ist gespickt mit Sachkapiteln der Co-Autorin über aktuelle Zustände in der Substitutionsmedizin und der Suchtbetreuung. Auch lässt sie darin die Geschichten vom Bahnhof Zoo wieder aufleben und gibt Hintergründe zur Entstehung des Films. Diese lassen den Leser den Werdegang der Christiane F. nachvollziehen und unterrichten in Sachen Drogen und Abhängigkeit. Fragen "Wie können pflegebedürftige Junkies betreut werden?" werden wohl oder übel in absehbarer Zukunft Gesellschaft und Politik beschäftigen, und auch den Leser lassen sie mit einer Menge neuer Denkanstößen zurück.


"Vielleicht ist der Alkohol eine langsame Art, mich umzubringen. Ganz sicher sogar. Natürlich weiß ich, dass es scheiße ist, wenn ich trinke, vor allem in Kombination mit dem Methadon. Beides wirkt atemlähmend, und eines Tages wird es zu viel für meine Leber oder meine Lunge sein. Aber ohne Alkohol und auch ohne mein Gras wäre es für mich hier auf Erden gar nicht mehr zu ertragen. Nicht mehr, seit mein Junge weg ist." (S.42)


Persönliche Meinung

Ich habe lange darüber nachgedacht, was Christiane Felscherinows Gesichtsausdruck auf dem Cover aussagt. Auf mich wirkte sie auf den ersten Blick selbstsicher, ja sogar ein bisschen stolz. Sie hat ein schönes Gesicht mit großen Augen und einem netten Lächeln.  Aber nachdem ich das Buch gelesen habe und ihre Geschichte kenne, wird aus dem Stolz in ihrem Ausdruck plötzlich tiefe Traurigkeit, aus dem Selbstbewusstsein Einsamkeit. Nach Außen hin wirkt sie stark, innerlich ist sie ein Scherbenhaufen. Umso mutiger finde ich es, dass sie so unverblümt und teilweise brutal offen über ihr Leben erzählt, dadurch macht sie sich immerhin sehr stark angreifbar für die Öffentlichkeit.
Aber sie bezieht klar Stellung und rechnet bei der Gelegenheit auch mit der Presse ab, die ihr das Leben immer noch zusätzlich schwer macht. Viele Freunde hat sie durch die Sensationsgier mancher Journalisten verloren. Auch ihre Mutter hat das Vertrauen ihrer Tochter an Zeitungen verkauft; in einer Reportagereihe packte sie über ihre Tochter aus. Umso bemerkenswerte finde ich es, dass Christiane ihre Eltern, besonders ihren Vater, offen in Schutz nimmt, und zugibt einiges in "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" leichtfertig veröffentlicht zu haben.
Der Verlust ihres Kindes hat sie am stärksten aus der Bahn geworfen. Ihr Sohn hatte ihr ein fast normalen Alltag und eine Aufgabe gegeben, als das wegfiel hat sich ihre Situation enorm verschlechtert. Heute hat sie wieder regelmäßigen Kontakt zu ihm, ist stolz wie er sich entwickelt. Er sei der einzige Mensch, der zu ihr halte. Vielleicht hätte sich ihr Leben anders entwickelt wenn sich das Jugendamt nicht eingeschaltet hätte.
Besonders interessant ist der Anhang über die Entstehung des Buches von Soja Vukovic. Auf den letzten Seiten beschreibt sie das Verhältnis und die Arbeit mit Christiane Felscherinow, die das Vertrauen in fremde Menschen eigentlich längst verlernt hatte. Ich stelle mir diese Arbeit unglaublich interessant und emotional vor, es war bestimmt nicht immer einfach auf Christiane Felscherinows Empfinden einzugehen, das durch die schlimmen Erfahrungen und Erlebnisse in der Vergangenheit geprägt worden ist; eine Gratwanderung der Gefühle.
Christiane Felschirinow hat in ihrem zweiten Leben viele glückliche Zeiten erleben können, aber die Schatten ihrer Vergangenheit haben sie immer wieder eingeholt.
Für die Zukunft ist ihr eigentlich nur ein ruhiger und friedlicher Lebensabend zu wünschen.







Christiane Felscherinow hat sich nach der Veröffentlichung dieses Buches und mehreres Interviews in Talksendungen aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Hier geht es zu Christiane Felscherinows offizieller Webseite mit Hintergründen zu ihrem Rückzug und Informationen über ihrer Stiftung, die sich für Suchtkranke und Drogenabhängige einsetzt:  http://christiane-f.com/ 


Interviews mit Christiane Felscherinow:

http://www.n24.de/n24/Mediathek/Sendungen/d/3904970/wie-ging-es-weiter-mit-christiane-f--.html

https://www.youtube.com/watch?v=eGni4Lkw6Ec


Interviews mit Sonja Vukovic:

http://www.deutschlandradiokultur.de/clean-ist-kein-zustand-in-dem-man-christiane-wiederfinden.954.de.html?dram:article_id=264753




















Freitag, 9. Januar 2015

Urlaub auf Sylt

Sylt: die Insel der Schönen und Reichen, High Society und der Promis - darauf wird Sylt oft reduziert, aber es ist viel mehr als das.
Ich habe die Woche nach Weihnachten bis Neujahr zum vierten Mal dort verbracht, und möchte Euch einen kleinen Einblick geben.


"Sylt ist vor allem eins: Dekadent. Die Menschen zeigen gerne was sie haben, klotzen statt kleckern ist angesagt". Soweit dass Vorurteil. Natürlich ist Sylt nicht das preisgünstigste Urlaubsziel, aber es wird leider viel zu oft darauf reduziert.
Die Insel hat mehr zu bieten, nämlich eine wunderschöne Landschaft mit langen Strände an denen man stundenlang entlanglaufen kann.












Moderne Kunst am Strand...was der Künstler wohl damit ausdrücken wollte..?






Sylt zeichnet sich auch durch tolle Restaurants aus.




Auch Benny genießt die Zeit sehr: Im Winter wimmelt es auf Insel von Hunden. Besonders am Strand kann man sie spielen und sich austoben lassen.




Silvester wird mit einer Strandparty und einem riesigen Feuerwerk gefeiert.





Sylt ist ganz besonderer Ort für mich.


Auf Sylt ticken die Uhren anders, es ist ein ganz besonderes Lebensgefühl; einmal im Jahr, eine Woche lang.







Dienstag, 6. Januar 2015

Rezension - Es darf gern ein bischen mehr sein (Birgit Schrowange)

Biographie und Ratgeber an Frauen, die mehr an sich selbst denken sollten
  • Autorinnen: Birgit Schrowange & Shirley Michaela Seul 
  • Verlag: Nymphenburger
  • Erschienen: 2014
  • Seitenanzahl: 224 (mit Fotos)
  • Preis: 20 Euro
  • ISBN: 978-3-485-02815-8

Über die Autorin

Birgit Schrowange (*1956) ist ausgebildete Rechtsanwaltsgehilfin als sie 1978 ihre Fernsehkarriere beim WDR als Redaktionsassistentin startete. Später moderierte sie dort das Regionalmagazin „Aktuelle Stunde“ und wechselte dann zum ZDF, wo sie bis 1994 als Programmansagerin tätig war
Seit ihrem Wechsel zu RTL moderiert sie die wöchentliche Infotainment-Sendung "Extra – Das RTL-Magazin", und ist damit seit nunmehr 20 Jahren auf Sendung.
Auf das Konto von Co-Autorin Shirley Michaela Seul gehen bereits mehrere Bestseller als Ghost-Writerin.


Inhalt

Lieber ein bisschen hochstaplen als Schwächen zugeben -  unter diesem Motto hat es Birgit Schrowange, mittlerweile 56 Jahre alt, zu ihren Erfolg gebracht. Ohne Abitur und Studium ist sie eine bekannte Fernsehfrau geworden, sie hat sich durchgekämpft und wusste immer was sie will. Geboren in einem traditionell konservativen Dorf im Sauerland hat sie zunächst eine Ausbildung zu Rechtsanwalts- und Notargehilfin gemacht um dann aber doch ihren Traumberuf "Fernsehansagerin" zu verwirklichen. In ihrer Biographie beschreibt sie den Weg nach oben und gibt Tipps an Frauen in ihrem Alter. Sie verrät ihre Schönheitsgeheimnisse aber stell klar: sie will nicht mehr mit fünfzig aussehen wie mit dreißig, und spricht offen über ihre Wechseljahre. Wie sie sich von der Sekretärin zur Moderatorin hochgearbeitet hat, Entscheidungen trotz Gegenwind traf, wie sie ihre Erfahrungen in der Fernsehbranche gemacht hat, aber auch von ihrem Privatleben erzählt sie. Sowohl ihre Beziehungen, auch die zu Markus Lanz, ihren Alltag, die kleinen Auszeiten die sie sich gönnt und das Leben als alleinerziehende Mutter thematisiert sie, als auch die Rolle der Frau in  der Gesellschaft. Schrowange bezeichnet sich selbst als Feministin, und das trägt sie auch in ihrem Buch deutlich nach außen. Sie bemängelt, dass sich Männer deutlich mehr Freiheiten nehmen dürften als Frauen, sie besser bezahlt würden, und es total normal sei, wenn Männer zwanzig Jahre jüngere Partnerinnen haben, aber Frauen mit jüngeren Männern schief angeguckt würden. Besonders letzteres geht ihr gehörig gegen den Strich; ihr, die sie mit dem elf Jahre jüngeren Lanz zusammen war und daher oft genug in der Regenbogenpresse erschienen ist. Mittlerweile aber ist sie glücklicher Single, steht mitten im Leben und weiß was sie will und was ihr guttut. Sie scheint zu verstehen, wie es sich gut und richtig lebt, denn ihr Buch kommt als Mischung aus Biographie und Ratgeber daher, gerichtet an Frauen, die sich selbst nicht so verwirklicht haben wie sie.


Persönliche Meinung

Respekt vor ihrem Lebensweg, sie hat für ihren Traum gekämpft und sich von niemandem aufhalten lassen. Leider erscheint ihre Biographie aber an zu vielen Stellen eher als Ratgeber mit ihr selbst als perfektem Beispiel.
Sie animiert Frauen, mehr an sich selbst zu denken, sich zu verwirklichen, auch mal öfter "Nein" zu sagen. Schön und gut, aber als Birgit Schrowange redet es sich auch leichter über solchen Themen. Zu oft redet sie über die gleichen Dinge, hackt immer wieder auf den priveligierten Männern herum, die durch ihr Geschlecht so vieles legitimierten, was bei Frauen längst auf Unmut stoßen würde. Im Übrigen hat Frau Schrowange das Buch nicht allein geschrieben, aber die Co-Autorin wird nicht auf dem Cover, sondern erst im Buch knapp erwähnt. Der Schreibstil ist zudem von vielen nervigen Füllwörtern wie "ja" oder "auch" gezeichnet.
Schrowange ist sich ihres Erfolges und ihrer Beliebtheit durchaus bewusst, und inszeniert sich in ihrem Buch ziemlich gut als nahezu perfekte Frau, die Kind, Karriere und Freizeit perfekt unter einen Hut bekommt, und wirkt auf mich persönlich dadurch etwas überheblich.
Ihre große Leidenschaft ist das singen, sie nimmt seit zwei Jahren Gesangsunterricht. Ihrem Buch liegt daher eine CD mit drei für sie geschriebenen Lieder bei. Vielleicht liegt es daran dass ich kein Schlager-Fan bin, aber ich finde die Texte einfach peinlich und die Reime schwach. So trällert Schrowange z.B. "ich bin faul und das ist auch gut so", "Ich pack mein Hündchen und türme von zu Haus" oder "das Luxusgen liegt auch in meiner Natur". Andererseits ist es durchaus sehr mutig von ihr, das Singen öffentlich zu machen.
Insgesamt war ich von "Es darf gern ein bisschen mehr sein" eher enttäuscht, ich hatte mehr Biographie als Selbstdarstellung und Ratgeber erwartet.







Samstag, 3. Januar 2015

Rezension - Da geht noch was - mit 65 in die Kurve (Christine Westermann)

Ehrliche Selbstreflexion von Christine Westermann
  • Autorin: Christine Westermann
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Erschienen: 07.11.2013
  • Seitenanzahl: 192
  • Preis: 17,99 Euro


Über die Autorin:

Christine Westermann (*1948) ist bekannt durch ihre Sendung "Zimmer frei" im WDR Fernsehen, die sie seit nunmehr 18 Jahren zusammen mit Götz Alzmann moderiert. Im Radio bei WDR2 und in der Sendung "Frau TV" gibt sie regelmäßig Buchempfehlungen. Bis vor kurzem war sie auch als Interviewerin im WDR2 "Montalk" zu hören. "Da geht noch was" ist ihr insgesamt viertes Buch nach "Baby wann heiratest du mich?", einem Beziehungsroman, "Ich glaube er hat Schluss gemacht, Kurzgeschichten aus ihrem turbulenten (Fernseh-alltag) und "Aufforderung zum Tanz", einem Briefwechsel zwischen ihr und Jörg Thadeusz.

Inhalt

In ihrem neuem Buch fragt sich Christine Westermann was das Leben jetzt, mit 65, noch für sie bereithält. Die Endlichkeit des Lebens ist ihr bewusst geworden und beschäftigt sie sehr. Ist man mit 65 wirklich schon zu alt? Zu alt um vor der Kamera zu stehen, zu alt um zu flirten, kann man jetzt Oma genannt werden? Westermann stellt sich dagegen, hat akzeptiert und bemüht sich im Moment zu leben, das Alter auf sich zu kommen zu lassen. Dem wo sie jetzt ist, liegt ein langer Weg zuvor, den sie in ihrem Buch, einer Mischung aus Biographie und Selbstfindung, offen und ehrlich beschreibt. Sie erzählt von Unsicherheit und Selbstzweifeln, ihre ständigen Begleiter, die auch in Momenten des Erfolg immer wieder an ihr nagen. Von der Redaktion einer Fernsehsendung wurde sie gefragt ob sie Lust hätte, eine Woche in einem Schweigekloster  zu verbringen um bei ihrer Suche nach der inneren Mitte von Kameras begleitet zu werden. Sie sagt von sich selbst, sie stecke Menschen generell gerne in Schubladen, ist voreingenommen. Während ihrer Zeit im Kloster ist das nicht anders, aber sie durchlebt einen Wandel in sich, den sie authentisch, lustig und unverblümt beschreibt, typisch Christine Westermann. Auch mit der heutigen Medienwelt geht sie ins Gericht, erzählt aber gleichzeitig von ihren etwas holprigen Anfängen in der Fernsehbranche, die harten Kritiken die sie einstecken musste und die ihren inneren Kritiker aufleben ließen. Heute, sagt sie, sei der typische Berufswunsch junger Frauen "Irgendwas mit Medien". Viel zu undifferenziert und unüberlegt sei das. Dabei wirkt sie in keinster weiße anklagend oder überheblich, da sie selbst von mehreren Rückschlägen gezeichnet für ihre Anerkennung gekämpft, und sich nicht hat entmutigen lassen. Christine Westermanns Buch ist nicht nur eines für die Altersklasse 65+, es ist ein Denkanstoß für jeden, der auf der Suche ist, nach dem was kommen wird im Leben.

Persönliche Meinung 

Christine Westermann hat die Kurve bekommen, man hat das Gefühl, bei ihr geht noch so einiges! Mit dieser grundehrlichen Selbstreflexion gibt sie dem Leser viel Mut und Sicherheit, spricht aus, worüber viele Menschen nachdenken, nicht nur in ihrem Alter. Man muss nicht perfekt sein, muss es auch nicht vorspielen, man darf auch mal Angst haben vor bestimmten Situationen; das ist die Message die ich aus ihrem aktuellen Buch ziehe. Westermann geht offen mit ihren kleinen Schwächen um, sodass mancher Leser sich in ihr wiedererkennen wird. So könne sie zum Beispiel keinen Smalltalk führen, belanglose Unterhaltungen gelingen ihr nicht, und sie ist trotzdem eine begnadete Interviewerin. Außerdem urteile vorschnell bevor sie jemanden kennenlernt. Ich dachte immer, eine gute Journalistin mache die Unvoreingenommenheit aus, Westermann beweist das Gegenteil. Das macht mir persönlich Mut für die Zukunft, ich muss nicht in allen Situationen alles können.
Christine Westermann fragt sich in ihrem Buch wohin das Leben sie noch führen mag, sie macht sich Gedanken über den bevorstehenden letzten Lebensabschnitt. Aber genauso fühlen doch auch junge Menschen, die langsam lernen, auf eigenen Beinen zu stehen; fühle ich mich persönlich. "Kann ich meine Träume erfüllen? Welche Hindernisse muss ich überwinden, und vor allem: bin ich gut genug?" Die gleiche Ungewissheit und Angst mit 16 wie mit 66. Mich stärkt, nein beruhigt, dass es einer so erfolgreichen Frau wie Christine Westermann genauso geht, und zwar immer noch. Dieses Buch, so scheint es, ist ihr eine Herzensangelegenheit, ein ganz persönlicher und ehrlicher tiefer Einblick in ihr Leben und ihre Zweifel an sich selbst. Danke dafür, Frau Westermann!



Donnerstag, 1. Januar 2015

Gedanken zum Jahreswechsel

Silvester - oder: "Jetzt wird alles anders!"

Silvester: ein Jahr geht zu Ende, ein neues beginnt. Jeden 31 . Dezember, überall auf der Welt. Partystimmung, Feuerwerk, Glückwünsche und in der Luft liegt eine besondere Aufbruchstimmung. Aufbruch - aber wohin eigentlich? Mir kommt es vor, als seien manche Menschen besessen von der Idee, im kommenden Jahr alles anders, alles besser machen zu wollen, als beginne ein neues Leben. Jedes Silvester nehmen sich Millionen von Menschen gute Dinge vor, und stellen ein Jahr später entsetzt fest, dass sie nichts davon umgesetzt haben. Ich will ich mir heute keine Vorsätze aufstellen, will die Idee verwerfen, im neuen Jahr alles zu verändern. Denn das alte Jahr war ein ziemlich gutes. Es war das härteste aber gleichzeitig schönste und erfolgreichste in meinem kurzen Leben. Ich bin meinem Traum ein Stückchen näher gekommen, habe viel erlebt; dafür bin ich dankbar. Ich denke nicht, dass das Ende eines Jahres unbedingt Anlass für Wehmütigkeit geben sollte; ja, es war ein tolles Jahr, aber wer sagt, dass das nächste nicht genauso oder sogar besser laufen wird? Ich jedenfalls freue mich auf das was kommt, bin gespannt was das Leben noch so bereithält. Der Jahreswechsel ist guter Anlass über das vergangene Jahr zu resümieren, über die Erfahrungen und Erlebnisse nachzudenken. Sich Zeit zu nehmen, innezuhalten.

In diesem Sinne möchte ich Euch ein gutes und erfülltes Jahr 2015 wünschen, feiert schön!