Donnerstag, 18. Dezember 2014

Rezension - Das Pubertier (Jan Weiler)

Der Horror der Adoleszenz lustig und authentisch dargestellt
  • Autor: Jan Weiler
  • Verlag: Rowohlt - Kindler
  • Seitenanzahl: 128
  • Erschienen: März 2014
  •  ISBN 978-3-463-40655-8


Über den Autor:

Jan Weiler ist durch sein erfolgreich verfilmetes Romandebüt "Maria ihm schmeckt's nicht" bekannt geworden. Es folgten weitere Romane, darunter zwei Kinderbücher. Weiler ist verheiratet und hat zwei Kinder.


Inhalt:

Die Pubertät - Kinder entwickeln sich langsam zu erwachsenen Menschen und werden zu eigenen Persönlichkeiten; jedoch nicht ohne vorher ordentlich gegen die Eltern zu revoltieren, und das Leben zu Hause auf den Kopf zu stellen. Eine Transformation vom süßen Knirps zum pubertären Backfisch. Jan Weiler ist selbst Vater eines Sohnes und einer Teenager-Tochter, und weiß besonders gut, wie Mädchen in dem Alter ticken. Er beschreibt die Entwicklung seiner Tochter Carla vom 13. bis zum 15. Lebensjahr mit all ihren Eigenheiten, die die Adoleszenz Phase eben mit sich bringt. Gestern noch Papas kleine Prinzessin, heute die hormongesteuerte Zicke, die den Vater nur noch spießig findet.
Carla ist plötzlich faul, unordentlich, sozial inkompetent und interessiert sich zu allem Überfluss und zu Papas größter Sorge auch noch für Jungs! Weiler analysiert auf äußerst investigative Weise das Verhalten des von ihm so genannten "Pubertiers" und bringt dem Leser diese neuartige Gattung Mensch näher. Ob als Versuchsleiter, der sein Forschungsobjekt kritisch beobachtet oder als Vater, der aus seinem Alltag im Pubertätschaos erzählt. Als solcher beschreibt er seine verzweifelten Versuche über Facebook am Leben seines Sprösslings und der anderen Betroffenen teil zu nehmen und die Diskussionen ums monatliche Taschengeld, die letztlich keine sind, weil die Halbstarken-Fraktion sowieso immer gewinnt. Ob Beziehungskrise oder Zahnspangenwahnsinn - Weiler beschreibt seinen facettenreichen Alltag mit einer pubertierenden Hormongesteuerten und wie er mit den verschiedenen Entwicklungsstadien derselben umgeht. Zwischendurch berichtet er immer wieder von seinen Forschungsergebnissen als Wissenschaftler, der das Pubertier als fremdes Geschöpf beobachtet und zu verstehen versucht - ebenfalls auf sehr witzige und authentische Weise, begleitet von lustigen Illustrationen von Till Hafenbrak. Das Buch schließt mit einer Andeutung auf die Entwicklung seines jüngeren Sohnes, der nun mit 11 Jahren beginnt ein Deo zu benutzen, und sich die weiblichen Wesen näher anzusehen - es bestehet also Hoffnung auf eine Fortsetzung über die Gattung der männlichen Pubertiere!


Persönliche Meinung

Schuldig im Sinne der Anklage! Beim lesen habe ich so manches Mal Parallelen in den Verhaltensmustern zwischen Carla und mir entdeckt müssen, und mich ertappt gefühlt! Gerade deshalb war es sehr amüsant, die Reaktionen des Vaters auf das neuartige Benehmen von Carla zu beobachten, und ich finde, er sieht die Pubertät ziemlich locker. Er ist ständig bemüht daran, am Leben seiner Tochter teilzunehmen, auch wenn sie ihn zunehmend davon ausschließen will, er versucht es ihr recht zu machen, das ist rührend. Auch in Konfliktsituationen reagiert Weiler so, wie man es sich eigentlich von den eigenen Eltern wünschen würde: relativ gelassen und humorvoll. Ich muss sagen, da sind meine Eltern deutlich unprofessioneller ;)
Jan Weiler versteht es, seine Erfahrungen mit dem Pubertier auf eine witzige und lebensnahe Weise darzustellen, ohne dabei die Pubertät selbst zu verurteilen und allzu sehr ins Lächerliche zu ziehen. Denn obwohl er sich ausgiebig über die fragwürdigen Umwege der Adoleszenz amüsiert, hat es doch den Anschein, dass er die Entwicklung respektiert und Verständnis dafür zeigt. Auch die passenden Illustrationen zwischendrin haben mir seht gut gefallen.
Meiner Meinung nach, ist das Buch der richtige Stoff für Eltern, deren Kinder im gleichen Entwicklungsstadium festzustecken scheinen, und die lernen sollen, wie man als Erzieher ohne Frust und Streit, sondern mit Verständnis und Unterstützung reagieren kann.
 Denn letztendlich ist das Pubertier immerhin ein junger Mensch, der einfach manchmal auch nicht so genau weiß, wohin er gehört und was mit ihm passiert. Ich weiß, wovon ich spreche!
Ich hoffe auf eine Fortsetzung, denn die 128 Seiten in diesem recht kleinen Buchformat waren doch schnell durchgelesen. Ein heiteres, kurzweiliges Buch sowohl für die Pubertiere als auch für ihre verzweifelte Halter!


2 Kommentare:

  1. Hallo Pia, dein Kommentar zum Buch hat mich neugierig gemacht. Das Buch ist toll! Ich habe es auch in null Komma nichts durchgelesen. Mir nachts es Spaß mit meinem männlichen Pubertier und freue mich auf die "anstrengende" Zeit mit meiner Tochter. Das es anders wird, habe ich schon vermutet und mit dem Buch und deinem Kommentar dazu weiß ich es genau. Na gut! Dann nehme ich die Herasforderung an und werde das Forschungsprojekt ebenfalls schriftlich festhalten. Das könnte dann ein Bestseller werden (meine Vermutung, weil ich meine Tochter kenne) :-) Danke für ein paar schöne Lesestunden. Mach weiter so! Anaka

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    1. Hallo Anaka, vielen lieben Dank für Deinen netten Kommentar! Freut mich dass Dir das Buch auch so gut gefallen hat. Ich wünsche Dir viel Freude mit Deinem weiblichen Artgenossen, und natürlich auch beim Aufschreiben der Erlebnisse, das wird bestimmt lustig :D
      Liebe Grüße
      Pia :)

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