Dienstag, 6. Januar 2015

Rezension - Es darf gern ein bischen mehr sein (Birgit Schrowange)

Biographie und Ratgeber an Frauen, die mehr an sich selbst denken sollten
  • Autorinnen: Birgit Schrowange & Shirley Michaela Seul 
  • Verlag: Nymphenburger
  • Erschienen: 2014
  • Seitenanzahl: 224 (mit Fotos)
  • Preis: 20 Euro
  • ISBN: 978-3-485-02815-8

Über die Autorin

Birgit Schrowange (*1956) ist ausgebildete Rechtsanwaltsgehilfin als sie 1978 ihre Fernsehkarriere beim WDR als Redaktionsassistentin startete. Später moderierte sie dort das Regionalmagazin „Aktuelle Stunde“ und wechselte dann zum ZDF, wo sie bis 1994 als Programmansagerin tätig war
Seit ihrem Wechsel zu RTL moderiert sie die wöchentliche Infotainment-Sendung "Extra – Das RTL-Magazin", und ist damit seit nunmehr 20 Jahren auf Sendung.
Auf das Konto von Co-Autorin Shirley Michaela Seul gehen bereits mehrere Bestseller als Ghost-Writerin.


Inhalt

Lieber ein bisschen hochstaplen als Schwächen zugeben -  unter diesem Motto hat es Birgit Schrowange, mittlerweile 56 Jahre alt, zu ihren Erfolg gebracht. Ohne Abitur und Studium ist sie eine bekannte Fernsehfrau geworden, sie hat sich durchgekämpft und wusste immer was sie will. Geboren in einem traditionell konservativen Dorf im Sauerland hat sie zunächst eine Ausbildung zu Rechtsanwalts- und Notargehilfin gemacht um dann aber doch ihren Traumberuf "Fernsehansagerin" zu verwirklichen. In ihrer Biographie beschreibt sie den Weg nach oben und gibt Tipps an Frauen in ihrem Alter. Sie verrät ihre Schönheitsgeheimnisse aber stell klar: sie will nicht mehr mit fünfzig aussehen wie mit dreißig, und spricht offen über ihre Wechseljahre. Wie sie sich von der Sekretärin zur Moderatorin hochgearbeitet hat, Entscheidungen trotz Gegenwind traf, wie sie ihre Erfahrungen in der Fernsehbranche gemacht hat, aber auch von ihrem Privatleben erzählt sie. Sowohl ihre Beziehungen, auch die zu Markus Lanz, ihren Alltag, die kleinen Auszeiten die sie sich gönnt und das Leben als alleinerziehende Mutter thematisiert sie, als auch die Rolle der Frau in  der Gesellschaft. Schrowange bezeichnet sich selbst als Feministin, und das trägt sie auch in ihrem Buch deutlich nach außen. Sie bemängelt, dass sich Männer deutlich mehr Freiheiten nehmen dürften als Frauen, sie besser bezahlt würden, und es total normal sei, wenn Männer zwanzig Jahre jüngere Partnerinnen haben, aber Frauen mit jüngeren Männern schief angeguckt würden. Besonders letzteres geht ihr gehörig gegen den Strich; ihr, die sie mit dem elf Jahre jüngeren Lanz zusammen war und daher oft genug in der Regenbogenpresse erschienen ist. Mittlerweile aber ist sie glücklicher Single, steht mitten im Leben und weiß was sie will und was ihr guttut. Sie scheint zu verstehen, wie es sich gut und richtig lebt, denn ihr Buch kommt als Mischung aus Biographie und Ratgeber daher, gerichtet an Frauen, die sich selbst nicht so verwirklicht haben wie sie.


Persönliche Meinung

Respekt vor ihrem Lebensweg, sie hat für ihren Traum gekämpft und sich von niemandem aufhalten lassen. Leider erscheint ihre Biographie aber an zu vielen Stellen eher als Ratgeber mit ihr selbst als perfektem Beispiel.
Sie animiert Frauen, mehr an sich selbst zu denken, sich zu verwirklichen, auch mal öfter "Nein" zu sagen. Schön und gut, aber als Birgit Schrowange redet es sich auch leichter über solchen Themen. Zu oft redet sie über die gleichen Dinge, hackt immer wieder auf den priveligierten Männern herum, die durch ihr Geschlecht so vieles legitimierten, was bei Frauen längst auf Unmut stoßen würde. Im Übrigen hat Frau Schrowange das Buch nicht allein geschrieben, aber die Co-Autorin wird nicht auf dem Cover, sondern erst im Buch knapp erwähnt. Der Schreibstil ist zudem von vielen nervigen Füllwörtern wie "ja" oder "auch" gezeichnet.
Schrowange ist sich ihres Erfolges und ihrer Beliebtheit durchaus bewusst, und inszeniert sich in ihrem Buch ziemlich gut als nahezu perfekte Frau, die Kind, Karriere und Freizeit perfekt unter einen Hut bekommt, und wirkt auf mich persönlich dadurch etwas überheblich.
Ihre große Leidenschaft ist das singen, sie nimmt seit zwei Jahren Gesangsunterricht. Ihrem Buch liegt daher eine CD mit drei für sie geschriebenen Lieder bei. Vielleicht liegt es daran dass ich kein Schlager-Fan bin, aber ich finde die Texte einfach peinlich und die Reime schwach. So trällert Schrowange z.B. "ich bin faul und das ist auch gut so", "Ich pack mein Hündchen und türme von zu Haus" oder "das Luxusgen liegt auch in meiner Natur". Andererseits ist es durchaus sehr mutig von ihr, das Singen öffentlich zu machen.
Insgesamt war ich von "Es darf gern ein bisschen mehr sein" eher enttäuscht, ich hatte mehr Biographie als Selbstdarstellung und Ratgeber erwartet.







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