Donnerstag, 23. Juni 2016

Brexit - Remain or Leave?

Der heutige Tag könnte einen Wendepunkt in der Geschichte Europas markieren, wenn die Briten für den Austritt aus der EU stimmen. Welche Konsequenzen müssten die Staatengemeinschaft und Großbritannien befürchten, und welche Argumente nutzen die Befürworter? 

http://www.firstlife.de/remain-or-leave-das-ist-hier-die-frage/

Samstag, 18. Juni 2016

Lucia di Lammermoor - Oper im Staatenhaus Köln Deutz


  • Premiere: 12.Juni 2016
  • Inszenierung: Eva-Maria Höckmayr
  • Musikalische Leitung: Eun Sun Kim
  • Enrico: Boaz Daniel/ Florian Sempey
  • Lucia: Olesya Golovneva
  • Edgardo: Atalla Ayan/ Jeongki Cho
  • Arturo: Taejun Sun

Ein Zwist zwischen zwei Familienclans, eine hoffnungslose Liebe, eine Intrige und kein happy End - so könnte man die Geschichte von Lucia di Lammermoor kurz beschreiben. Donizettis Oper spielt im Schottland des ausgehenden 16.Jahrhunderts vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Katholiken und Protestanten. Die mächtige Dynastie der der Ashtons hat die Familie der Ravenswoods vertrieben und damit eine Heirat zwischen Lucia und Edgardo unmöglich gemacht. Als Lucias herrschsüchtiger Bruder Enrico von einem Verhältnis zwischen den beiden erfährt, kommt die Tragödie in Gang: Um seine Machtposition zu sichern, arrangiert er für eine Zwangsheirat dem einflussreichen Arturo. Es bedarf erst eines gefälschten Briefs von Lucia damit Edgardo von seiner Liebe entsagt, und seinen Schwur der ewigen Treue zu Lucia bricht. Die heiratet ihrem Bruder untergeben Arturo und verzweifelt an ihrem Schicksal. Sie wird wahnsinnig, tötet Arturo und begeht anschließend gemeinsam mit Enrico Selbstmord. Daraufhin schlitzt sich auch Edgardo die Kehle auf und stirbt mit der Hoffnung im Grab die ersehnte Vereinigung mit Lucia zu finden.
Die Oper stammt aus dem Jahr 1835 und dem aufmerksamen Zuschauer werden wahrscheinlich gewisse Parallelen zu Werken von  Schiller und Shakespeare aufgefallen sein: Die Intrige aus Kabale und Liebe und der Selbstmord zweier Liebenden die sich im Tod vereinen. Ob Gaetano Donizetti seine Inspiration hier gefunden hat..?
Die Kölner Inszenierung allerdings bringt einige Veränderungen der Originalfassung mit sich. Regisseurin Eva Maria Höckmayr verändert die gesamte Rahmenhandlung indem sie die Geschichte in den Kontext des Dritte Reichs versetzt. Die jüdische Familie Edgardos wird von den arischen Ashtons verraten und muss fliehen.  Die Darstellung dieses dramatischen Schicksals gelingt allerdings durch das schwer nachvollziehbare Auftreten einer Flüchtlingsfamilie eher mäßig und wirkt wie aus dem Zusammenhang gerissen. Auch der Einsatz einiger Nazi Offiziere in der ersten Szene des Stücks ist ohne Hintergrundwissen über die Inszenierung kaum zu verstehen. Als Kulisse dient ein Plattenbaubungalo ausgestattet mit einem großen Fenster, das den Blick in das Schlafzimmer Lucias frei macht und mit Spezialeffekten verdunkelt oder transparent gemacht werden kann. Trotz des Aufgebots an Spezialeffekten tötet Lucia ihren Ehemann nur mit einer dürftigen Nachttischlampe - die Mordszene wird dadurch leider in ihrer Dramatik entschärft. Daneben lenkt der Einsatz an Hochzeitsgästen in pompöser Kleidung vom eigentlichen Geschehen ab und verbraucht fast die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Sowohl Atalla Ayan als Edgardo als auch die weibliche Hauptrolle Olesya Golovneva beweisen vokale Höchstleistungen, allerdings ist die instrumentale Begleitung durch das Gürzenich-Orchester oft gehetzt und hektisch, hier vermisst man ein weiches Instrument wie ein Klavier vergeblich.
Trotzdem zeigt das Ensemble  in seiner zweiten Aufführung der italienischen Kultoper im Ausweichquartier der Kölner Oper eine tolle Leistung; das Publikum zeigt seine Begeisterung in anhaltendem Applaus am Ende der Vorstellung.
Aus der Kreuzung aus Kabale und Liebe und Romeo und Julia lässt Donizetti eine dramatischen Familienfehde um Macht und Einfluss auf Kosten der Leben zweier Liebenden entsteht. Durch das Versetzen des Stück ins 20.Jahrhundert vor dem Hintergrund der Nazi-Herrschaft bekommt es eine nahbare Grundlage - ein gut gesetzter Akzent der Regisseurin.
Fazit: Eine gelungene Inszenierung, wenn auch in Punkto instrumentale Begleitung und Bühnenbau ausbaufähig.

Weitere Informationen & Tickets: hier

Samstag, 4. Juni 2016

Die Armenien-Resolution ist am Donnerstag im Bundestag verabschiedet worden, aber was steckt eigentlich dahinter? Eine Übersicht über den historischen Hintergrund und die aktuellen Streitfragen: http://www.firstlife.de/die-armenien-resolution-provokation-oder-ueberfaellige-anerkennung/
Über ein Feedback unter dem Beitrag auf www.firstlife.de würde ich mich freuen 
Viele Grüße und ein schönes Wochenende!

Mittwoch, 1. Juni 2016

Die weiteren Aussichten - Robert Seethaler (Rezension)


  • Autor: Robert Seethaler
  • Verlag: Goldmann
  • Erschienen: 3.März 2010
  • Seitenanzahl: 320
  • Preis: 8,95 Euro (Taschenbuch)
  • ISBN: 978-3-442-47172-0

Über den Autor

Robert Seethaler (*1966 in Wien) ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautor. Mit seinem ersten Roman "Die Biene und der Kurt" ist sein erster Roman wurde er mit dem Debütpreis des Buddenbrookhauses ausgezeichnet. Er besuchte die Schauspielschule in Wien und wirkte in einer Vielzahl von Produktionen für Kino und Fernsehen sowie an Theatern in Wien, Berlin, Stuttgart und Hamburg mit.

Inhalt

Das Glück ist schon ein komischer Zeitgenosse, erst lässt es sich 27 Jahre lang nicht blicken und dann verirrt es sich auf einem blauen Klapprad auf eine einsame Landstraße....
Herbert Szevko führt ein einfaches Leben: er ist Ende zwanzig, Epileptiker, ziemlich schräg, betreibt mit seiner Mutter eine Tankstelle irgendwo im Nirgendwo und besitzt einen Fisch namens Georg. Als eines Tages eine dicke Frau mit einem Haarschnitt der eigentlich keiner ist und viel zu engen Hosen auf einem kleinen Fahrrad an den Zapfsäulen vorbeiradelt, verliert Herbert sein Herz: Hilde Matusovsky ist die Putzfrau des örtlichen Schwimmbades und eigentlich so unspektakulär wie Herbert selbst. Bald schon zieht Hilde zu Herbert und der Mutter in die Wohnung oberhalb der Tankstelle ein, aber Herbert ist ungeübt in der Liebe und Hilde zu lebenshungrig um ein Dasein in Herberts Kinderzimmer und den Schlagersendungen der Mutter zu fristen. Aber auch Frau Szevko will ihren Sohn nicht einfach so an eine dahergeradelte Frau mit wüster Frisur und dicken Waden verlieren, eigentlich an gar niemanden auf der Welt. Doch während die sterbenskrank nach einem Zusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert wird, kommt es zwischen Hilde, Herbert und dem Dorfraudi Greiner zu einer gewaltigen Auseinandersetzung bei der Herbert den Greiner auf offener Landstraße erschlägt. Hilde und Herbert beschließen daraufhin zu türmen, entführen die Mutter aus dem Krankenhaus und begeben sich auf eine wilde Verfolgungsjagd durch Stadt, Land und Fluss mit einem gestohlenen Rettungswagen und Goldfisch Georg im Marmeladenglas.
Nur die Mutter ist schwach, das Verstecken anstrengend und dann sieht Herbert plötzlich die Schatten auf ihrem Gesicht....

Persönliche Meinung

Das Glück kommt auf dem Fahrrad und putzt die Wände im Schwimmbad - Robert Seethalers Geschichte ist absurd, komisch aber absolut liebenswürdig. Seethaler zeichnet seine Figuren einmalig charakterstark und authentisch. Herbert ist eigentlich ein typischer Psychopath, in sich gekehrt, einsam und mit wüsten Gedanken. Mit der Mutter sind ihm die Gesprächsthemen längst ausgegangen und Georg der Fisch ist sein einziger sozialer Kontakt. Das Leben ist Herbert zu eng geworden, denn eigentlich hasst er die Tankstelle, die Erinnerungen und die ständige Anwesenheit seiner Mutter. Aber erst als Hilde daherradelt, eine wahrscheinlich ziemlich unästhetische und durchschnittliche Person, schöpft er Lebensmut und nähert sich ihr in einer urkomischen und bemitleidenswerten Hilflosigkeit. Doch Hilde erwidert die Liebe, erträgt seine Eigenheiten und bricht mit ihm in das große Abenteuer auf, um das Glück zu suchen. Denn das wohnt nicht in der Tankstelle oder in dem kleinen Dorf an der Landstraße - es wohnt in der Ferne und man muss ihm hinterher. Ihre Flucht entpuppt sich schnell als ein großes Abenteuer angetrieben vom Drang nach Leben.
"Die weiteren Aussichten" erinnert in Absurdität, Eigenheit der Figuren und Ausgang an Seethalers ersten Roman "Die Biene und der Kurt", eine schrullige und kurzweilige Road Story über die Liebe in ihrer merkwürdigsten Form.



Hier geht es zu meiner Rezension von Seethalers "Die Biene und Kurt"
Hier geht es zu meiner Rezension von Seethalers "Der Trafikant"
Hier geht zu meinem Besuch einer lit.Cologne-Lesung mit Robert Seethaler